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Digitales Schulzeugnis: Datenschutz mit Blockchain

Digitales Schulzeugnis: Datenschutz mit Blockchain

Pünktlich zum Start der Sommerferien wagt auch das Bildungswesen einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung. Die Rede ist vom digitalen Schulzeugnis. Fälschungs- und Rechtssicherheit sollen dabei unter allen Umständen gewährleistet werden. Wir schauen uns das Vorhaben einmal genauer an.

Testphase des digitalen Schulzeugnisses

Während viele Universitäten und Unternehmen ihren Bewerbungsprozess bereits in der Regel online durchführen, lässt sich dies leider nicht für die Schulen in Deutschland sagen. Ändern soll sich dies im Rahmen des Gesetzes zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen (Onlinezugangsgesetz, kurz: OZG). Dieses Gesetz verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, bis Ende 2022 ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten. Dazu gehört das OZG-Umsetzungsprojekt „Digitales Schulzeugnis“, welches von dem Bundesland Sachsen-Anhalt ins Leben gerufen wurde und federführend umgesetzt wird.

Nach Aussage der Bundesdruckerei beginnt die Testphase bereits diesen Sommer mit den Pilot-Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Berlin und Rheinland-Pfalz. Somit sollen diese Bundesländer bereits zum Ende des Schuljahres digitale Abiturzeugnisse ausstellen. Für die regulären Schuljahreszeugnisse soll ebenfalls in Zukunft eine digitale Version angeboten werden können. Bis Ende 2022 könnten sich weitere Bundesländer der Testphase des Projekts „Digitales Schulzeugnis“ anschließen. Doch schon ab 2023 wird eine bundesweite Lösung implementiert, die es den SchülerInnen erlaubt, ihre Zeugnisse jederzeit einzusehen, zu verwalten und überprüfen zu lassen.

„Einfach, fälschungssicher und datenschutzkonform“

Dass Schulen nicht gerade Vorreiter in Sachen Digitalisierung sind, dürfte weithin bekannt sein. Dabei sind die Vorteile einer digitalen Lehre bzw. Verwaltung im Falle des digitalen Schulzeugnisses nicht von der Hand zu weisen. Die Bundesdruckerei GmbH und die govdigital eG, eine bundesweite Genossenschaft aus IT-Dienstleistern im Besitz des Bundes, haben gemeinsam an dieser Lösung gearbeitet. Das digitale Schulzeugnis soll Arbeits- und Zeitaufwände sparen, gleichzeitig vor Manipulationen geschützt sein und dem Datenschutz angemessen Rechnung tragen. Wie soll das gehen, fragen Sie sich?

Bisher werden Zeugnisse umständlich in Papierform ausgedruckt und mit einem einhergehenden Verlust der Qualität selbstständig eingescannt. Dabei sind insbesondere die häufigen Gänge zu Behörden oder Notaren für die Beglaubigungen eine lästige Angelegenheit. Dies soll nun aber der Vergangenheit angehören. Die SchülerInnen erhalten das Zeugnis in digitaler Form als PDF über ein Zeugnisportal, wo das Dokument beliebig oft – und ohne Qualitätsverlust – ausgedruckt oder weitergegeben werden kann. Auch Beglaubigungen sind dann nicht mehr notwendig, da Bildungsträger und Arbeitgeber die Echtheit des Dokuments eigenhändig verifizieren können.

Darüber hinaus soll das Zeugnis im PDF-Format mit einer eingebetteten maschinenlesbaren XML-Datei in einem standardisierten Format angereichert werden. Dies erlaubt es den Empfängern der Zeugnisse, die Noten und sonstige Inhalte zu durchsuchen und automatisch einzupflegen.

Zeit- und Kostenersparnis sind also eindeutig. Wie steht es aber mit dem Schutz der Daten aus dem Zeugnis aus?

Sicherung mithilfe von Blockchain-Technologie

Das datensichere Verfahren läuft so ab, dass beispielsweise eine Schule das Zeugnis im PDF-Format sowie die Zeugnisdaten über das gängige Schulverwaltungssystem erfasst. Diese Daten werden über eine Webschnittstelle an das Zeugnissystem der Bundesdruckerei übermittelt, wo das Zeugnis mit einer digitalen Signatur versehen wird. Die Prüfsumme oder auch „Hash-Wert“ der Zeugnisdatei stellt sozusagen den digitalen Fingerabdruck des Dokuments dar und wird gemeinsam mit der Identität der ausstellenden Institution, hier der besuchten Schule, in der Blockchain vermerkt.

Das Zeugnis wird anschließend wieder an das Schulverwaltungssystem gesendet und den AbsolventInnen über über ein Downloadportal zur Verfügung gestellt. Die Validierung des Dokuments durch den Arbeitgeber oder Hochschulen, erfolgt online über die Prüfseite der Bundesdruckerei durch einen Abgleich der Prüfsumme. Ergeben sich hier Abweichungen, lässt sich eine Manipulation schnell feststellen.

Und wie stellt die Bundesdruckerei den Datenschutz sicher? Die Blockchain kann man sich wie ein virtuelles Logbuch vorstellen. Dabei wird nach Aussage der Bundesdruckerei lediglich die Prüfsumme des Dokuments sowie die Identität der ausstellenden Schule oder Hochschule in der Blockchain unveränderbar festgehalten. Somit ist das Dokument vor Manipulation geschützt, es werden aber auch keine personenbezogenen Daten selbst in der Blockchain gespeichert. So weit, so gut.

Wer hat Zugang zu den Daten?

Die Blockchain-Infrastruktur betreibt die govdigital eG mihilfe von bundesweiten Rechenzentren, die staatlich betrieben werden. Zudem werden in der Blockchain selbst keine personenbezogenen Daten gespeichert. Einen Empfänger von personenbezogenen Daten stellt die govdigital eG allem Anschein nach nicht dar. Anders könnte es jedoch bei dem zentralen Zeugnissystem der Bundesdruckerei aussehen. Hier ist nicht eindeutig, ob die Zeugnisse zentral bei der Bundesdruckerei gespeichert werden, damit die Umwandlung in das maschinenlesbare Format und die digitale Signatur bereitgestellt werden kann. Die Bundesdruckerei beteuert die Datenschutzkonformität und äußert sich dazu wie folgt:

„Die Datensouveränität bleibt immer beim Zeugnisempfänger, der jederzeit die Kontrolle über seine eigenen Daten hat“

Spätestens bei der Archivierung der Zeugnisse werden sich jedoch Probleme ergeben. Die Dokumente könnten entweder dezentral bei den Schulen und Hochschulen oder zentral im jeweiligen Bundesland oder im Bundesministerium archiviert werden. Schulen und Hochschulen mit einem angemessenen IT-Sicherheitssystem sind jedoch selten und Datenschutz steht noch dazu selten auf der Agenda. Insofern bleibt zu fragen, wie die Schulen und Hochschulen eine digitale Archivierung von den Zeugnissen sowie angemessene technische und organisatorische Maßnahmen gewährleisten wollen?

Auch bei einer zentralen Speicherung im Bundesland oder im Bundesministerium kann der Schutz der Daten nicht immer gewährleistet werden. Man denke nur einmal an den spektakulären Hackerangriff auf den Deutschen Bundestag im Jahr 2015. Keine Institution ist unfehlbar, zumal Hacker immer kreativer und professioneller vorgehen.

Noch ein weiter Weg …

Digitalisierung in der Schule ist seit jeher ein umstrittenes Thema gewesen. Dennoch ist das Vorhaben der Bundesländer im Rahmen des OZG grundsätzlich zu befürworten.

Die Schulen in Deutschland müssen mit dem stetig professionalisierten Umfeld der Hochschulen und des Arbeitsmarktes mithalten können und den Overheadprojektoren und eingestaubten Schulbüchern den Kampf ansagen. Datenschutz und Digitalisierung lassen sich mit der nötigen Vorbereitung und Fachexpertise auch im Bildungswesen in Einklang bringen. So sollte eine sicheres Datenschutz- und Informationssicherheitsmanagement auf die Beine gestellt werden, sodass auch Schulen das Risiko einer dezentralen Archivierung tragen könnten.

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