Den Regierenden in China und Russland ist VPN ein Dorn im Überwachungs-Auge. In der Wirtschaft herrscht daher zunehmend Unsicherheit in Sachen sicherer Datenübertragung in und aus den beiden Ländern. Eine Bestandsaufnahme.
Der Inhalt im Überblick
VPN – eine wichtige Technik…
VPN („Virtual Private Network“) ist der Standard wenn es um sichere Datenübertragungen zwischen verschiedenen Unternehmensstandorten geht. Mittels dieser Technik ist es für z.B. Mitarbeiter in Außenstandorten überall auf der Welt möglich, sich in das heimische Netzwerk einzuwählen. Meist wird dafür eine kleine Software installiert, die dafür sorgt, dass die Daten verschlüsselt auf die Reise geschickt werden und nicht mehr von Unbefugten mitgelesen werden können.
…aber keine für den Überwachungsstaat
Und genau dies stößt bei den Behörden beider Länder seit langem auf Missfallen. Nicht nur Unternehmen nutzen aus guten Gründen VPN, auch für einfache Bürger bietet es viele Vorteile. So können etwa Ländersperren (sog. Geoblocking) umgangen werden. Bürger in China haben z.B. die Möglichkeit Online-Zeitungen zu lesen, die ihnen über das normale chinesische Netz verwehrt bleiben. Aber genau aus diesen und anderen Gründen soll VPN zum nächsten Jahr in China weitestgehend verboten werden.
Geeint in der Sache, getrennt im Vorgehen
Russland hat ein Gesetz verabschiedet, das am 01.11.2017 in Kraft trat. Dieses richtet sich gegen alle Dienste, die den Internetnutzern in Russland potentiell „illegale Inhalte“ zur Verfügung stellen könnten. Hierzu zählt auch VPN, da es die Technik erlaubt, die russische Zensur zu umgehen.
In China ist die Lage same same but different, dortiges „Gesetz zur Stärkung der Cyber-Sicherheit“ trat am 01.06.2017 in Kraft. Demnach muss sich jeder ausländische Dienst, der nicht der „Great Firewall“ zum Opfer fallen möchte, bis Anfang Februar 2018 registrieren. Andernfalls ist der Dienst illegal und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr funktionieren. Bekannte Dienste wie ExpressVPN bekamen dies schon zu spüren. Auch Apple musste die angebotenen VPN-Apps aus dem AppStore entfernen.
Verunsicherung in der Wirtschaft
Aber was bedeutet dies für Unternehmen, die aus gut nachvollziehbaren wirtschaftlichen und datenschutzrechlichen Gründen nicht auf VPN verzichten wollen? Kurz: nichts Genaues weiß man nicht. Und das ist nicht unproblematisch. Die Verunsicherung innerhalb der Wirtschaft nimmt zu, da genauere Details zu den Anforderungen bisher nicht zur Verfügung stehen. Bisher eben nur so viel wie oben beschrieben: In Russland steht VPN wohl vor dem Aus, in China können nur registrierte Dienste genutzt werden. Davon mal abgesehen, dass für Privatleute in China ohnehin seit 1. Februar Schluss ist.
Mehrere Möglichkeiten
Ein düsteres Szenario könnte so aussehen: Ein registrierter VPN-Dienst darf genutzt werden. Dieser muss allerdings, um den Auflagen der Regierung zu entsprechen, letzterer eine Schnittstelle zur Überprüfung der Daten zur Verfügung stellen – ein datenschutzrechtlicher Alptraum. Das würde nicht nur Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse gefährden, sondern auch gegen geltendes deutsches und europäisches Recht verstoßen.
Bescheidene Aussichten
Der Trend in beiden Ländern zeichnete sich schon seit langem ab. Mehr Überwachung und weniger Freiheiten für Bürger und Unternehmen. Auch wenn Chinas Regierung beschwichtigt, das neue Gesetz würde Unternehmen nicht beeinflussen, bleibt doch die Frage, ob sich Unternehmen auf die von der Regierung zertifizierten Anbieter beschränken wollen. Wahrscheinlich bleibt ihnen, zumindest in China, vorerst keine andere Wahl. Es sollte daher genau analysiert werden, welchem Anbieter man sein Vertrauen schenken möchte. In Russland wird sich, dank des offen formulierten Gesetzes, erst zeigen müssen, wie sich die Anwendung desselben in der Praxis gestaltet.
So kommen wir wieder zur guten alten militärischen Verschlüsselung mittels enigma-Art