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FaceTime und der Datenschutz

FaceTime und der Datenschutz

Der in iOS integrierte kostenlose Videotelefoniedienst FaceTime ist weit verbreitet. Doch wie sicher ist der Dienst eigentlich und welche Alternativen gibt es? Eignet er sich als E-Learning-Tool an Schulen oder kann er gar für Konferenzen in Unternehmen eingesetzt werden? Hier lohnt es sich genauer hinzuschauen.

FaceTime in der Kritik – sind Belauschungen möglich?

Apple stellt sich oft und gerne als das Datenschutz-Unternehmen schlechthin dar. Die Produkte gelten als nutzerfreundlich, innovativ und sicher. Doch gerade der Videotelefoniedienst FaceTime geriet in den letzten Jahren ins Visier der Datenschützer.

Zuletzt kam Kritik im Jahr 2019 aufgrund der Gruppen-FaceTime-Funktion auf. Durch eine Softwarepanne war es möglich, Nutzer des Dienstes zu belauschen. Durch Hinzufügen der eigenen Rufnummer als weitere Person konnten Anrufer das Mikrofon des Angerufenen aktivieren, ohne dass die angerufene Person hierfür abnehmen musste. Drückte der Angerufene eine Taste des eigenen iPhones, wurde außerdem das Videobild übertragen.

Apple reagierte bei diesem Vorfall verhältnismäßig spät. Ein Nutzer hatte versucht Apple auf den Fehler hinzuweisen, sei aber Berichten der New York Times zufolge aufgrund unterschiedlicher Hürden nicht beachtet worden. So führten Mitteilungen an den Apple-Support und an Apples Sicherheits-Team zu keiner unmittelbaren Maßnahme. Erst nachdem das Problem immer mehr in sozialen Netzwerken kursierte und mediale Aufmerksamkeit auf sich zog, deaktivierte Apple die Gruppen-FaceTime-Funktion.

Der Fehler wurde anschließend zeitnah behoben und die Funktion wurde erst anschließend wieder freigeschaltet, so dass zum aktuellen Zeitpunkt keine Gefahr aufgrund dieses Fehlers droht.

Wie sicher ist FaceTime?

Jenseits des Vorfalls stellt sich die Frage: Wie sicher ist FaceTime eigentlich? FaceTime bietet eine gute Übertragungsqualität für iOS-Gerätenutzer. Und auch in Sachen Sicherheit muss sich der Apple-Dienst nicht hinter anderen Anbietern verstecken. Der Dienst ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt und ermöglicht es verschlüsselte Videokonferenzen mit bis zu 32 Personen abzuhalten. Metadaten zu den Videokonferenzen werden nach 30 Tagen gelöscht. Der Dienst ist somit zumindest für den privaten Gebrauch als sicher zu bewerten.

Eignet sich FaceTime an Schulen?

Apple bietet ein ganzes Portfolio an Apps und Diensten für Schulen an. Dabei ist es nicht nur möglich Videokonferenzen abzuhalten, sondern mit Apple Classroom die iPad-Geräte der Schüler zu verwalten und die Schüler mit den Geräten durch den Unterricht zu führen. Dazu kommt die Integration der kostenlosen Apps Pages, Numbers und Keynote.

Hauptaugenmerk ist und bleibt aber FaceTime. Und auch, wenn FaceTime einen hohen Sicherheitsstandard hat und die Gespräche Ende-zu-Ende verschlüsselt übertragen werden, so bleibt dennoch das Problem des US-Bezuges. Die Aufsichtsbehörden sind beim Einsatz von US-Dienstleistern für Videokonferenzen streng. Dies gilt Insbesondere beim Einsatz von US-Videokonferenzsystemen an Schulen. Die Behörden lassen den Einsatz von US-Software nur noch für einen begrenzten Zeitraum zu und verweisen hier auf Open-Source-Software wie Big Blue Button oder Jitsi Meet. Gerade im Hinblick auf das Schrems-II-Urteil erscheint die Nutzung der Open-Source-Software aus datenschutzrechtlicher Sicht sinnvoller als die Nutzung von US-Anbietern. Dies gilt insbesondere bei der Einrichtung neuer Systeme. Soweit aktuell ein neues Videokonferenzsystem eingeführt wird, sollte auf die empfohlenen Open-Source Lösungen zurückgegriffen werden, um datenschutzkonformen Unterricht zu ermöglichen.

FaceTime als Konferenztool in Unternehmen?

Grundsätzlich ermöglicht FaceTime Videokonferenzen mit bis zu 32 Teilnehmern. Insofern bietet sich das Tool für Videokonferenzen für kleine bis mittlere Gruppen an. Dabei ist die Anrufqualität des Messengers auch regelmäßig gut. Dennoch darf man nicht vergessen, dass FaceTime ausschließlich auf Apple-Geräten nutzbar und nicht für den Einsatz im Unternehmen konzipiert ist. Insofern sollten, auch um flexibel zu bleiben, andere Videokonferenz-Apps zum Einsatz im Unternehmen in Betracht gezogen werden. Mögliche und vor allem beliebte Alternativen sind unter anderem Zoom, MS Teams und GoToMeeting. Aber auch die Open-Source-Software Jitsi Meet kann durchaus als Alternative dienen. Sämtliche Alternativen bieten den Vorteil, dass die Nutzer nicht auf den Apple-Kosmos beschränkt sind. Das ist gerade dann von Sinnvoll, wenn Videokonferenzen mit unternehmensexternen Personen auf dem Programm stehen.

Alternativen zu Facetime

Auch die Alternativen haben Vor- und Nachteile gegenüber Facetime. Insofern gilt zu klären, welche dieser Punkte für den entsprechenden Anwendungsfall mehr ins Gewicht fallen.

  • Zoom
    Zoom stand in letzter Zeit erheblich in der Kritik der Datenschützer. Zu großen Teilen war dies auch nicht unberechtigt. Dennoch hat Zoom sich die Kritik zumindest teilweise zu Herzen genommen und ordentlich nachgebessert. Richtig konfiguriert, sollte Zoom in datenschutzrechtlich zulässiger Weise eingesetzt werden können. Zwar bleibt auch hier immer noch der US-Bezug des Anbieters, der seit dem Schrems-II-Urteil die Datenschutzwelt Kopf stehen lässt. Dennoch kann Zoom durch seine gute Performance auch bei großen Konferenzen punkten.
  • MS Teams
    Auch MS Teams ist aus datenschutzrechtlicher Sicht durchaus in Betracht zu ziehen. Zwar ist auch Teams einem Dauerfeuer der Kritik ausgesetzt. Wobei die Aufsichtsbehörden insbesondere den Auftragsverarbeitungsvertrag von Microsoft bemängeln. Anders als FaceTime bietet Teams zum aktuellen Zeitpunkt keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Dennoch erscheint der Einsatz von Microsoft Teams bei kritischer Überprüfung des zur Verfügung gestellten Auftragsverarbeitungsvertrages sowie einer datenschutzfreundlichen Konfiguration auch in Zeiten der DSGVO möglich.
  • GoToMeeting
    Bei GoToMeeting handelt es sich ebenso um einen US-Anbieter. Wie die anderen vorgestellten Tools ist die Nutzung der Software mit einem Datentransfer in die USA verbunden. GoTo Meeting ermöglicht es, mit einer Vielzahl an Personen Konferenzen abzuhalten. Dieses Tool bietet somit ebenso gegenüber FaceTime den Vorteil, große Konferenzen abhalten zu können. Dabei gilt GoToMeeting wie FaceTime als leicht zu bedienen und bietet eine solide Datenübertragung. Insbesondere die mögliche, besonders große Teilnehmerzahl spricht für das Tool. Auf der anderen Seite wird teilweise die Tonqualität bemängelt sowie bei Smartphonenutzung der hohe Akkuverbrauch.
  • Jitsi Meet
    Bei Jitsi Meet handelt es sich um ein Open-Source-Projekt, welches kostenlos verwendet werden kann und DSGVO-konform einsetzbar ist. Das Tool ist einfach zu bedienen und ist auf die jeweiligen Bedürfnisse individuell anpassbar. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass Jitsi Meet im besten Fall auf einem eigenen Server verwendet werden sollte, um bestmöglichen Datenschutz gewährleisten zu können. Hier liegt der Nachteil von Jistsi Meet. Das Tool ist aufwändiger zu integrieren als andere und erfordert bei der Implementierung mehr Beachtung, als es FaceTime oder andere der vorgestellten Systeme benötigen.

Und welches Tool nehme ich jetzt für mein Unternehmen?

Am Ende will man alles richtig gemacht haben und vermeiden, dass es zu Datenpannen bei der Nutzung von Videokonferenzsystemen kommt. Eine pauschale Aussage, für welches Tool man sich im Unternehmen im besten Fall entscheidet, lässt sich aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten und auch der vielen unterschiedlichen Anforderungen an die Software kaum treffen. Um einen besseren Überblick erlangen zu können, welche Tools in Betracht kommen könnten, haben wir die Tipps zur Auswahl und Verwendung in einem weiteren Beitrag zusammengefasst.

Und was heißt das jetzt für FaceTime?

An den dargestellten Punkten zeigt sich recht gut, dass sich FaceTime insbesondere für den Einsatz im Unternehmen kaum eignen wird und auch gar nicht hierfür konzipiert ist. Dabei scheitert die Software nicht erst an den datenschutzrechtlichen Hürden, die für den Einsatz von Software bestehen, sondern bereits daran, dass sie nur im abgeschotteten Apple-Kosmos nutzbar ist. Gerade in der Geschäftswelt ist es jedoch oftmals erforderlich, auch Nutzer anderer Geräte einzubinden, um mit unternehmensexternen Personen kommunizieren zu können. In vielen Fällen scheitert der Einsatz außerdem an der begrenzten Teilnehmerzahl. Eine Limitierung auf 32 Personen mag zunächst nicht niedrig klingen, doch gerade im Rahmen von Schulungen und anderen größeren Veranstaltungen stößt das Tool schnell an seine Grenzen.

Auch für den Einsatz an Schulen ist die Software nicht zu empfehlen. Selbst in einem abgeschlossenen System bleibt immer noch der US-Bezug. Die Behörden schauen gerade hier besonders genau zu. So hat der LfDI Rheinland-Pfalz sich explizit dazu geäußert, dass die Nutzung von US-Anbietern für Videokonferenzen an Schulen nur noch für einen begrenzten Zeitraum toleriert würde.

Insgesamt gehen FaceTime und der Datenschutz also nicht unbedingt getrennte Wege und es handelt sich nicht um ein schlechtes Produkt. Dennoch sollte für den Schulgebrauch und den Geschäftsalltag auf Alternativen zurückgegriffen werden. Für den Alltag und die private Nutzung ist das Tool jedoch gut geeignet.

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  • Freut mich sehr mal etwas über Apple zu lesen, da der Konzern unreflektiert den Bildungssektor überflutet während Microsoft am Pranger steht…
    Open Source ist gut und schön, sollte aber auch verlässlich funzen….

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