Bei WhatsApp soll laut Unternehmensgründer Jan Koum alles beim Alten bleiben. Kann man dieser Nachricht trauen? Und wenn ja, ist das eine gute Nachricht? Gerade wurde für iPhone-Nutzer ein Datenschutz-Update veröffentlicht, mit dem die Anwender selbst einstellen können, wer welche bei WhatsApp hinterlassenen Daten einsehen kann. Doch zeichnet sich eine technische Neuerung ab, die ganz neue datenschutzrechtliche Fragen aufwirft: Der Voice over IP-Dienst „WhatsApp Call“
Der Inhalt im Überblick
Die Botschaft von Jan Koum
Am Montag hatte WhatsApp CEO Jan Koum einen Blogpost veröffentlich und damit offenbar auf die Kritik von US-Datenschützern reagiert, die bei der US-Handelsaufsicht FTC eine Beschwerde zur beabsichtigten WhatsApp-Übernahme durch Facebook einlegten.
Die wichtigste Botschaft ist wohl, dass WhatsApp auch nach der Übernahme unabhängig geführt werden soll. Auch tritt er Befürchtungen entgegen, dass sich der Messaging-Dienst wie die Muttergesellschaft zu einer Datenkrake entwickeln könnte:
„Respect for your privacy is coded into our DNA, and we built WhatsApp around the goal of knowing as little about you as possible: You don’t have to give us your name and we don’t ask for your email address. We don’t know your birthday. We don’t know your home address. We don’t know where you work. We don’t know your likes, what you search for on the internet or collect your GPS location. None of that data has ever been collected and stored by WhatsApp, and we really have no plans to change that.“
Viel wichtiger ist aber wohl, was Koum nicht gesagt hat. Er geht mit keinem Wort auf die tausendfach gestellte Frage ein, ob die Datenbestände von WhatsApp und Facebook zusammengeführt werden. Sollten die Telefonnummern von WhatsApp mit denen von Facebook-Nutzern abgeglichen werden, ließen sich bei Übereinstimmungen ohne weiteres E-Mail-Adresse, Geburtsdatum, Privatadresse, Arbeitsplatz, Vorlieben und Surfverhalten ermitteln.
Datenschutz-Update
Seit dem 9. März steht eine neue Version des Instant-Messengers zum Download bereit. Unter anderem können Nutzer in den Datenschutzoptionen der App festlegen, wer ihr Profilbild und ihren Status sehen kann und, wann sie zuletzt online waren. Neben der Grundeinstellung „Jeder“ stehen nun auch die Optionen „Meine Kontakte“ und „Niemand“ zur Auswahl. Wie in der Zeit zu Recht bemängelt wird, würde ein App-Anbieter mit „Privatsphäre in der DNA“ doch wohl „Niemand“ voreinstellen.
Für iOS und Android soll es bald kostenlose Telefonie geben
Bereits auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat WhatsApp angekündigt, kostenloses Telefonieren (VoIP), wie es von Skype bekannt ist, zu ermöglichen. In Deutschland will das Unternehmen mit dem Netzbetreiber E-Plus zusammenarbeiten.
Wie mobilfunk-talk.de meldet, hat ein italienisches Online-Magazin erste Screenshots von WhatsApp “Call” veröffentlicht, die einen Client mit Internet-Funktion zeigen. Die Screenshots sollen angeblich aus einer Beta-Version des neuen WhatsApp-Messenger stammen, die noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Selbst bei der Beta-Version soll die Telefonie bereits komplett über WLAN, UMTS und LTE funktionsfähig sein.
Wie wir schon berichtet haben, ist die VoIP-Technik, was die IT-Sicherheit angeht, sehr anfällig und wirft daher enorme datenschutzrechtliche Probleme auf. Angesichts solcher Probleme ist das Update vom 9. März eher ein Datenschutz-Gimmick. Mit anderen Worten: So oder so wird nicht alles beim Alten bleiben.