Was die Spieler-Gemeinde begeistert, bereitet Datenschützern Albträume:
Die neue Spielekonsole Xbox One von Microsoft bietet alle technischen Möglichkeiten, um das Verhalten von Fernsehzuschauern lückenlos zu überwachen.
Der Inhalt im Überblick
„Die Konsole, die auch Spiele kann“
So beschreibt die „Zeit“ die Xbox One, denn sie ist nicht als reine Spielekonsole konzipiert, sondern als Universalsystem für das Wohnzimmer. Geht es nach den Entwicklern von Microsoft, schaltete man nur noch ein Gerät an, das alles kann: Die Nutzer können Videospielen laden, fernsehen, im Netz surfen oder über Skype mit Freunden einen Videochat starten.
Die Xbox One kann sowohl mit Gesten als auch mit Sprachbefehlen gesteuert werden. So können zum Beispiel Fernsehkanäle durch Sprechen des Sendernamens gewechselt werden, und zum Hauptbildschirm lässt sich mit einer Geste zurückkehren, bei der die geballten Fäuste zusammengeführt werden.
Hochleistungskamera „Kinect“ serienmäßig
Die Gesten werden von einer Kamera namens „Kinect“ erkannt, die zur Grundausstattung gehört. Dank einer Weitwinkel-Optik kann die Kamera bereits im Abstand von einem Meter einen Menschen in voller Größe erkennen. Einen Überblick über das Leistungsspektrum der Kamera bietet der „Guardian“:
Die Kamera ist nicht nur in der Lage, einzelne Nutzer zu individualisieren, sondern erfasst auch deren Gesichtsausdruck: „traurig/fröhlich/neutral“, aufmerksam („ja/nein“), spricht („ja/nein“), linkes/rechtes Auge („offen/geschlossen“), Mund („offen/geschlossen“), etc. Sogar der Puls kann gemessen werden, weil die Kamera die Blutzirkulation im Gesicht aufnimmt.
Ungeahnte Möglichkeiten für Marktforschung
Die Gesichtserkennung der Konsole laufe auf dem Gerät selbst und nicht in der Datenwolke, versicherte ein Microsoft-Entwickler Anfang Mai auf Nachfrage. Trotzdem ist geplant, die Aufnahmen für die Marktforschung auszuwerten, wie der „Spiegel“ berichtet. Technisch ist es möglich, die Reaktion der Zuschauer auf jeden Werbespot und jede Filmsequenz aufzuzeichnen.
Phil Spencer, Leiter der Microsoft-Studios für Spielentwicklung, äußerte laut „Spiegel“ dazu: „Worauf reagieren die Zuschauer? Wen mögen Sie? Welche Handlungsstränge sollte man ausbauen?“ Das, sagt Spencer,
ist der Schlüssel zu unserer Vorstellung der Evolution des Fernsehens: Die Grenzen zwischen dem Zuschauer und dem Schöpfer werden niedergerissen.
Es würden aber noch ganz andere Grenzen niedergerissen, vor allem solche des Datenschutzes. Deshalb darf man gespannt sein, ob Microsoft bei der Auslieferung Ende 2013 auf Vorgaben des deutschen Datenschutzrechts Rücksicht nimmt.