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Chinesische Telekommunikationsausrüster unter Spionageverdacht

Chinesische Telekommunikationsausrüster unter Spionageverdacht

Die chinesischen Netzwerkausrüster Huawei und ZTE bedrohen die nationale Sicherheit der USA. Zu diesem Schluss kommt der Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhauses nach einer einjährigen Untersuchung. Der Ausschuss hatte umfangreiches Beweismaterial gesichtet und eine Reihe von Zeugen angehört, unter anderem Führungskräfte beider Unternehmen.

Boykott-Aufruf schon vor Veröffentlichung des Abschlussberichts

China hat die Mittel, die Gelegenheiten und die Gründe, um Telekommunikationsunternehmen für bösartige Ziele einzusetzen,

heißt es in dem Bericht, der heute Nacht veröffentlicht wird. Allerdings gibt es einen vertraulichen Anhang mit wesentlich detaillierteren Informationen. Schon vor der Veröffentlichung äußerte sich der Vorsitzende des Ausschusses Mike Rogers im Fernsehsender CBS wie folgt:

Wenn Ihnen Ihr geistiges Eigentum am Herzen liegt, wenn Ihnen der Schutz Ihrer Kundendaten wichtig ist, und wenn Sie an der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika interessiert sind, dann würde ich mir einen anderen Anbieter suchen.

Zwei Technologieriesen aus China

Huawei wird als zweitgrößter Telekommunikationsausrüster der Welt gehandelt. Nach Angaben der Financial Times Deutschland erzielte der Konzern im ersten Halbjahr 102,7 Mrd. Yuan (12,5 Mrd. Euro) Umsatz und löste damit sogar Ericsson aus Schweden als umsatzstärkster Netzwerkausrüster der Welt ab. Rund 70 Prozent der Erlöse erwirtschaftet Huawei im Ausland, im vergangenen Jahr zum Beispiel 1,3 Milliarden Dollar in den USA. In Großbritannien beliefert der Konzern sowohl die BT als auch den Konkurrenten Everything Everywhere und will in den kommenden fünf Jahren 2 Mrd. Dollar investieren.

ZTE ist der viertgrößte Hersteller von Mobiltelefonen und der fünftgrößte Netzwerkausrüster mit 90.000 Mitarbeitern weltweit.

Verstrickung mit Staat und Militär

Der Gründer Huaweis, Ren Zhengfei, war bis 1983 Mitglied des Ingenieur-Korps der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Er soll auch damals schon für Informations- und Kommunikationstechnologie zuständig gewesen sein, wie der Spiegel berichtet. Ansonsten weiß man wenig über das Management, die Unternehmenshistorie oder Kapital- und Beteiligungsstrukturen.

Auch ZTE zeigte sich vor dem Untersuchungsausschuss zugeknöpft und gab keine relevanten Informationen preis. Mehrere Indizien sprechen für eine Einflussnahme durch den chinesischen Staat. Frühere Angestellte haben dem Ausschuss interne Dokumente ausgehändigt, die darauf hindeuten, dass Huawei das Netzwerk einer Cyberwar-Einheit der Volksbefreiungsarmee ausgerüstet hat, schreibt der britische Guardian. Der Bericht enthält weitere Vorwürfe gegen die beiden Unternehmen, darunter Verletzungen der Einreisebestimmungen, Bestechung und Korruption und den Einsatz von Software-Raubkopien in US-amerikanischen Niederlassungen.

Alles nur Wahlkampfgetöse?

Der Geheimdienstausschuss befürchtet, dass sowohl die US-Regierung ausspioniert als auch Handels- sowie Technologiegeheimnisse von amerikanischen Unternehmen ausgespäht werden können, wenn Huawei und ZTE große Teile der Telekominfrastruktur in den USA kontrollieren. Im Fall einer Krise könnten sie die Netze in den USA lahmlegen.

Die Furcht vor einer gelben Gefahr hat schon eine gewisse Tradition in den USA und wird in Wahlkampfzeiten immer wieder gerne heraufbeschworen. Präsident Obama und sein Herausforderer Romney überbieten sich zur Zeit in Ankündigungen, einen härteren Ton gegenüber Peking anzuschlagen. Das heißt aber noch nicht, dass sämtliche Befürchtungen unbegründet sind. Gerüchte über vorinstallierte Hintertüren in IT- und Telekom-Komponenten von Huawei und ZTE gab es jedenfalls schon, bevor der Untersuchungsausschuss eingerichtet wurde.

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