Mückenstiche jucken immerhin, doch der Teilerfolg einer Klage in den USA gegen die „Sponsored Stories“-Werbung von Facebook dürfte noch nicht einmal diesen Effekt haben. In Europa wird gerade eine Datenschutzklage vorbereitet, kann aber einstweilen nicht eingereicht werden – wegen der irischen Gerichtsferien.
Der Inhalt im Überblick
614.000 Betroffene und eine besorgte Mutter
Kim Parsons aus Tennesse, USA, staunte nicht schlecht, als Nachbarn bei ihr anriefen, weil sie das Foto ihrer dreizehnjährigen Tochter in der Werbeanzeige einer örtlichen Eisdiele entdeckt hatten. Zuerst dachte Parsons, ihre Tochter hätte sich alleine auf den Weg gemacht und wäre beim Eisessen obendrein noch überredet worden sich für die Werbung ablichten zu lassen.
Doch sie hatte lediglich Facebooks „like“-Button auf der Homepage der Eisdiele betätigt. Leider nicht nur diesen, sondern insgesamt 200 „like“-Buttons, wie das Blog all tech considered berichtet. Danach erschien ihr Foto ständig in Werbeanzeigen verschiedenster Unternehmen.
Facebook hatte Anfang 2011 mit den „Sponsored Stories“ eine neue Werbeform eingeführt, bei der Inserenten ihre Werbebotschaften mit dem Namen und dem Bild von Facebook-Nutzern garnieren konnten, die zuvor etwa bei einem Produkt „Gefällt mir“ angeklickt hatten.
Anwälte haben darauf hin 614.000 betroffene Facebook-Nutzer mobilisiert und im Namen von fünf Betroffenen, darunter auch Parsons Tochter, eine Sammelklage gegen diese Werbepraxis eingereicht.
Richter lehnte ersten Vergleichsvorschlag ab
Ein erster Vergleich sah eine Entschädigung von bis 10 US-Dollar (7,50 Euro) pro Nutzer vor, bei einer Gesamtsumme von maximal 10 Millionen US-Dollar. Das reichte dem zuständigen Richter Richard Seeborg aber nicht.
Facebook muss nun laut Deutschlandradio und Heise seine Nutzungsbedingungen geringfügig ändern und insgesamt 20 Millionen Dollar zahlen: 9 Millionen gehen an die 614.000 Nutzer, der Rest an die Anwälte und eine gemeinnützige Einrichtung.
Unterdessen meldet der Guardian, dass der Kurs von Facebook-Aktien unlängst auf über 40 Dollar gestiegen ist, sodass der Unternehmenswert die 100 Milliarden Dollar-Grenze überschritten hat.
Stillstand in Europa
Die Initiative „Europe vs. Facebook“ hat gegen verschiedene Verstöße in Europa Beschwerde bei der zuständigen Datenschutzbehörde in Irland eingelegt. Da die Behörde das Verfahren bislang verschleppt hat und nun beenden will, beabsichtigt die Initiative um den Wiener Jura-Studenten Max Schrems, Klage beim irischen „High Court“ einzureichen. Für die Klage werden noch Spender gesucht. Eine weitere Klage wird nach Angaben der Initiative vorbereitet, um Facebooks Kooperation mit der NSA aufzudecken.
Der Gerichtshof beendet im Oktober die Gerichtsferien …