Wenn personalisierte Werbung gruselig wird, steckt vielleicht der eigene Mitbewohner dahinter. So jedenfalls im Falle von Brian Swichkow, der seinen Mitbewohner mit seinem Streich via Facebook Custom Audience fast in den Wahnsinn trieb.
Der Inhalt im Überblick
Rache als Motiv
Eigentlich mag Brian Swichkow seinen Mitbewohner. Sehr sogar, wie er in der ausführlichen Beschreibung des „ausgeklügelsten Streichs seines Lebens“ mehrfach erwähnt. Nachdem ihm sein Mitbewohner einen Streich gespielt hatte, wollte Brian sich eigentlich nur revanchieren und ahnte zuerst selbst nicht, wie gut sein Plan funktionieren würde.
Facebook Custom Audiences als „Tatwaffe“
Als „Tatwaffe“ suchte sich Brian „Custom Audience“ aus, ein relativ neuer Dienst innerhalb Facebooks, bei dem eine Gruppe von Personen definieren kann, für die eine bestimmte Werbeanzeige eingeblendet werden soll. Hierfür kann man beispielsweise eine Liste mit E-Mail-Adressen hochladen. Facebook gleicht dann ab, wer unter dieser Adresse als Nutzer bekannt ist und nimmt diese dann in die Zielgruppe auf.
Mitbewohner als „Target“
Brian führte diesen Dienst ein wenig ad absurdum, indem er nur eine einzige Person als Zielgruppe erklärte: Seinen armen Mitbewohner. Alles mit nur wenigen Klicks, wie er in seinem Artikel ausführlich beschreibt (nach diesem Vorfall erhöhte Facebook die Mindestgröße einer Zielgruppe auf 20, allerdings erklärt Brian in einem Update, wie man auch dies umgehen kann).
Was weiß Facebook über mich?
Nun fehlte noch die passende Werbung speziell für den Mitbewohner und hier nutzte Brian schamlos aus, dass niemand so genau weiß, welche Schlüsse Facebook aus den Unmengen von Daten und persönlichen Verbindungen zieht. Theoretisch ist Vieles möglich und so bastelte er eine Werbeanzeige, die persönlicher kaum sein kann:
Sein Mitbewohner ist semi-professioneller Schwertschlucker. Gleichzeitig hat er große Probleme mit dem Einnehmen von Tabletten. Diese – sehr ironische – Kombination zu erkennen, wäre schon ein Meisterstück für einen Algorithmus. Aber wer weiß? Also blendete er seinem Freund eine Werbeanzeige ein, die dieses doch sehr spezielle Problem anspricht.
Die von Verblüffung bis Paranoia geprägte Reaktion seines Freundes ließ nicht lange auf sich warten. Er verstand die Welt nicht mehr! Das ganze Spiel ging noch eine ganze Weile lang weiter, bis Brian sich schließlich outete – vor allem aus Sorge um seinen immer mehr verängstigten Freund.
Personalisierte Werbung wird immer genauer
Mit Datenschutz hat diese Geschichte aus einem rein privaten Umfeld zunächst herzlich wenig zu tun. Eine generelle datenschutzrechtliche Bewertung von Facebook Custom Audience im klassischen Einsatz finden Sie natürlich hier bei uns.
Allerdings führt die Geschichte einem noch einmal gut vor Augen, wie Werbung via Facebook funktionieren kann und warum Facebookprofile einen so hohen Wert für die Werbewirtschaft haben. Die detaillierten Daten der Nutzer erlauben extrem zielgerichtete Ansprachen – wenn auch nicht so genau wie beim Rachefeldzug des Brian Swichkow.