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Der Vibrator und digitale Spuren im Alltag

Der Vibrator und digitale Spuren im Alltag

Wie das Handelsblatt jüngst berichtete, verklagt eine US-Amerikanerin den Vibratoren Hersteller We-Vibe aufgrund unzureichender Datenschutzbestimmungen. Der Vibrator soll personenbezogene Daten wie die Vibrationsstärke und die Nutzungsintensität erfassen und zusammen mit der E-Mail Adresse der Nutzer speichern.

Ich hab’ doch nix zu verbergen – oder etwa doch?

Der Hersteller ist damit bestens über die Bettgewohnheiten seiner Kunden informiert. Dabei dürfte es sich zweifelsfrei um Informationen handeln, die kaum jemand gerne mit der Öffentlichkeit teilt. Unmittelbar betroffen von diesem Thema sind nur die Kunden des besagten Herstellers. Aber auch ohne die Verwendung eines Bluetooth-Vibrators geben wir – bewusst oder unbewusst – im Alltag eine Vielzahl an Informationen über uns preis.

Wo wir im Alltag Spuren hinterlassen – Auszug aus einem digitalen Tagebuch

Zusammengefasst unter dem Begriff „Smart-Home“ speichern Smart-TVs, Smart-Cars usw. personenbezogene Daten aus unserem Alltag. Über Handy und Laptops legen wir umfassende Daten über unsere Surfgewohnheiten offen. Auskunfteien erfassen unsere finanziellen Bewegungen. Aber nicht nur privat, sondern auch am Arbeitsplatz hinterlassen wir digitale Spuren. Alle Informationen zusammen liefern einen umfassenden Überblick über unseren Tagesablauf und unsere Gewohnheiten. Nachfolgend daher ein Auszug aus einem fiktiven, digitalen Tagebuch:  Ein Anstoß, sich Gedanken über den eigenen Datenschutz zu machen.

7:00 Schlafphase

Schon über Nacht hat mein Fitnessarmband gemessen meinen Schlaf überwacht. Daten zur Dauer und Qualität meines Schlafes kann ich nun per App analysieren lassen und vergleichen. Dafür müssen meine Werte an den Server des Anbieters übermittelt werden.

7:30 Siri nach dem Wetter fragen

Damit ich weiß, was ich heute anziehe, frage ich Siri nach dem aktuellen Wetter in meiner Stadt. Siri speichert neben meiner Stimme und meiner Frage auch meine aktuellen Standortinformationen.

7:45 Nachrichten lesen

Über mein Tablet verschaffe ich mir einen Überblich der aktuellen Nachrichten. Die Webseite, die ich aufrufe, der Link, über den ich gekommen bin und meine Verweildauer auf der Webseite werden gespeichert.

8:30 Zähneputzen

Die Bluetooth – Zahnbürste erfasst, wie lange und intensiv ich meine Zähne putze. Auch diese Daten kann ich über eine App analysieren lassen. Vielleicht hat auch meine Krankenkasse künftig Interesse an diesen Informationen, um mir einen günstigen Tarif anzubieten.

8:45 Fahrt zur Arbeit

Zur Arbeit fahre ich mit dem Auto. Dabei kann die Geschwindigkeit und Streckenlänge sowie Motordrehzahl und Schaltvorgänge erfasst werden. Der Automobilhersteller erhält damit umfassende Informationen über meine Fahrgewohnheiten. Diese könnten auch für Versicherungen interessant sein.

9:30 Ankunft bei der Arbeit

Ich komme bei der Arbeit an. Über das Zeiterfassungssystem logge ich mich ein und zeichne Arbeitszeit auf. Bestimmte, sicherheitsrelevante Bereiche sind videoübewacht.

12:00 Mittagspause

In der Mittagspause kaufe ich ein neues Mobiltelefon. In den AGB des Anbieters steht, dass vor meinem Kauf eine Anfrage bei einer Auskunftei gestartet wird. Auch erteile ich meine Einwilligung dazu, dass künftig Daten über mein Zahlungsverhalten übermittelt werden.

14:00 Verabredung über WhatsApp

Für den nächsten Tag verabrede ich mich per WhatsApp. Laut AGB kann WhatsApp künftig Informationen über meine Kontakte und den Chatverlauf zu Werbezwecken an Facebook übermitteln.

18:00 Joggen

Neben der Schlafüberwachung kann mein Fitnessarmband auch meine sportliche Aktivität tracken. Die Daten über meine Herzfrequenz, die Intensität meines Trainings und auch mein Kalorienverbrauch werden gespeichert. Um möglichst genaue Werte zu bemessen, braucht der Fitnesstracker zusätzliche Informationen über mein Alter, Größe und Gewicht.

19:30 Einkaufen

Das Waschmittel ist leer. Zum Glück muss ich nicht noch einkaufen gehen. Über den Dash-Botton von Amazon lässt sich das Waschmittel einfach nachbestellen. Über die Häufigkeit meiner Bestellung lassen sich nebenbei auch Rückschlüsse über meinen allgemeinen Verbrauch ziehen.

20:00 Fernsehen

Auch der Smart-TV ist mit dem Internet verbunden. Der Hersteller weiß, welche Programme ich schaue und wie lange ich das Gerät nutze.

Welche personenbezogenen Daten wir über den Tag verteilt preisgeben

Sei es nun bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt – über den Tag verteilt teilen wir viele Informationen mit. Davon umfasst sind Standortdaten, Daten über unsere persönlichen Interessen, über unseren Lebensgewohnheiten und unserem Umgang mit Ressourcen, außerdem Gesundheitsdaten. Für die Werbebranche, aber auch für Versicherungen haben solche Informationen einen immensen finanziellen Wert.

Konsequenz: Datenschutz nicht zur Nebensache werden lassen

Auf den ersten Blick mag belanglos erscheinen, ob nun bekannt ist, welche Marke wir beim Waschmittelkauf bevorzugen. Auch haben einige der dargestellten Situationen, in denen personenbezogene Daten erfasst werden, ihre Berechtigung. Wichtig ist, beim Thema Datenschutz die Grenze zwischen Funktionalität, Nutzen und Überwachung zu bewahren und die Kontrolle über die eigenen Daten nicht aus den Augen zu verlieren.

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