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Facebook lässt sich erstmals in die Karten schauen

Facebook lässt sich erstmals in die Karten schauen

Facebook belauscht Sie über das Mikrofon in Laptop und Smartphone? So mancher ist davon überzeugt. Anders können sie es sich nicht erklären, dass ihnen Anzeigen für Produkte gezeigt wurden, nach denen sie noch nicht mal gesucht haben. Eine Erwähnung in (Selbst-) Gesprächen scheint zu reichen. Mit der neuen Funktion „Aktivitäten außerhalb von Facebook“ lässt sich Facebook nun zumindest ein bisschen in die Karten schauen, wie es wirklich dazu kommt.

Was sind „Aktivitäten außerhalb von Facebook“?

Wer Facebook, Instagram und WhatsApp nutzt, stellt Facebook natürlich Informationen zu Freunden, Posts und Präferenzen zur Verfügung. Darüber hinaus bekommt Facebook aber auch von anderen Webseiten und Apps Informationen, die wir nicht freiwillig teilen (und von denen wir auch oft gar nichts ahnen). Facebook äußert sich auf der Webseite so:

„Als Aktivitäten außerhalb von Facebook bezeichnen wir Informationen zu deinen Interaktionen mit Unternehmen und Organisationen, die letztere mit uns teilen. Als Interaktion gilt zum Beispiel, wenn du eine App öffnest oder eine Website besuchst.“

Welche Daten so mit Facebook geteilt werden, soll nun die neue Funktion „Aktivitäten außerhalb von Facebook“ (hier mit direktem Link ins Facebook Menü) transparent werden.

Business Tools – so gelangt Facebook an die Informationen

Facebook bietet viele Tools an, die andere Apps und Webseiten bei sich einbinden können. Beide Seiten profitieren: Facebook bietet fertige Bausteine für die Webseiten- und App-Entwicklung, sodass Entwickler nicht alles von Grund auf selbst entwickeln müssen und erhält im Gegenzug Daten:

„Wenn du eine Website besuchst oder eine App verwendest, können die entsprechenden Unternehmen oder Organisationen mithilfe unserer Business-Tools Informationen zu deinen Aktivitäten mit uns teilen.“

Zu den Business Tools gehören sichtbare Tools wie „Facebook Login“ oder „Like Buttons“. Nutzt man diese Funktionen, erhält Facebook Informationen und kann diese mit dem Facebook-Profil des Besuchers verbinden. Viele wissen aber nicht, dass auch ganz unsichtbar Daten an Facebook gesendet werden, z.B. bei Apps, die mit dem Software Development Kit „Facebook SDK“ entwickelt wurden. So wurden laut einem Artikel der New York Times allein in der Dating-App „Feeld“ (Anm. d. Red.: Speziell zur Anbahnung sexueller Abenteuer in Gruppen) 42 SDK.‘s gefunden. Aber auch bei Tinder und verschiedenen Gesundheits-Apps wurden Facebook SDK’s entdeckt.

Interaktionen – das wird mit Facebook geteilt

Mit Facebook werden sogenannte „Interaktionen“ geteilt. Welche Daten dabei übertragen werden, ist schwer nachzuvollziehen. Laut Facebook gehören zu den geteilten „Interaktionen“:

  • Das Einloggen in eine App mit Facebook
  • Das Ansehen von Inhalten
  • Die Suche nach Artikeln
  • Das Hinzufügen eines Artikels zum Einkaufswagen
  • Der Kauf eines Artikels
  • Das Spenden eines Geldbetrags

Ob man also eine App öffnet, einen Artikel liest oder Artikel in den Warenkorb legt, wenn Facebook-Tools verwendet werden, ist das soziale Netzwerk immer bestens informiert, wie es selbst beschreibt:

„Tanja kauft bei einem Bekleidungs-Store online ein Paar Schuhe.

Der Store verwendet unsere Business-Tools und sendet so die Infos über Tanjas Aktivitäten an uns.

Wir erhalten die Informationen zu Tanjas Aktivitäten außerhalb von Facebook und speichern diese in ihrem Facebook-Konto. Die Aktivitäten werden gespeichert als „hat die Bekleidungs-Website besucht“ und „hat einen Kauf getätigt“. Tanja sieht auf Facebook eine Werbeanzeige mit einem 10 %-Rabattgutschein auf ihren nächsten Einkauf in dem Online-Store.“

Laut einer Untersuchung der Electronic Frontier Foundation sind auf immerhin 30 % der weltweit meistbesuchten 10.000 Webseiten Facebook-Business-Tools eingebunden.

Etwas Licht ins Dunkel

Mit der neuen Funktion löst Mark Zuckerberg ein Versprechen ein. Er hatte 2018 auf dem Höhepunkt des Cambridge-Analytica-Skandals versprochen, dass Facebook ähnlich wie Browser eine Möglichkeit bieten wird, den Aktivitätsverlauf zu sehen und zu löschen.

Facebook hat die neue Funktion nun zwar fein säuberlich in seinem Menü „versteckt“ und die neue Funktion ist auch nicht vergleichbar mit dem Löschen des Browserverlaufs, weil man nicht all die Daten, die Facebook über einen gesammelt hat, löschen kann. Es bietet aber immerhin erstmals eine Möglichkeit nachzuvollziehen, welche Daten Facebook unbemerkt sammelt. So kann man in „meinen Werbepräferenzen“ auch erfahren, welche Unternehmen Listen mit Informationen über einen bei Facebook hochgeladen haben und in welche Interessengruppen man von Facebook eingeordnet wird. Es ist also ein Schritt in die richtige Richtung. Man wird nur das beklemmende Gefühl nicht los, dass man der Überwachung kaum entkommen kann.

Update 20.02.2020: In einem lesenswerten Beitrag geht die NGO Privacy International darauf ein, dass es sich bei den von Facebook zur Verfügung gestellten Tools um vorgetäuschte Transparenz ohne wirklichen Mehrwert für den Nutzer handelt.

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  • Ja genau so funktioniert es. Der 10 % Rabattschein kann aber auch ohne bereits gekaufter Ware angeboten werden. Genau, der Überwachung kann man kaum entkommen. Die Einbindung der Social Media Buttons, die Kundenlisten der Onlineshops. Alle hoffen auf das Geld.
    Tja, wenn alle auch mal Dinge liken würden, kommentieren oder einen Warenkorb füllen. (ohne zu kaufen, natürlich) dann müßte sich das Thema bald erledigt haben. Ja die Theorie. Und beim liken daran denken, es muss alles stimmig sein.z.B. ich brauche kein Kinderspielzeug, wenn ich noch keine Kinder habe.

  • „Welche Daten dabei [z. B. beim Besuch einer Website] übertragen werden, ist schwer nachzuvollziehen“. Es ist in dem Zusammenhang fraglich, ob die Unternehmen, welche die Daten ihrer Besucher auf diese Art an FB weiterleiten, nicht etwa gegen die Datenschutzgrundverordnung verstoßen, weil informiert nach Art. 13 DSGVO, dass und welche Daten z.B. in ein Drittland übertragen werden, werden die Besucher wohl kaum.
    Es fragt sich, ob entsprechende Auskunftsbegehen (mit allen Folgen bei nicht ausreichender Auskunftserteilung) bei Betreibern der Seiten mit dem „f“ nicht dazu führen könnten, diese Praxis der Datenschleuderei etwas einzudämmen.

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