Wer im Internet surft, kommt an Google nicht vorbei. Das gilt aber natürlich nicht nur für die allseits bekannte Suchmaschine, sondern auch für den Browser von Google. Doch wie steht es hier eigentlich um den Datenschutz? Und welche (datenschutzfreundlichen) Alternativen gibt es? Wir haben Google Chrome in diesem Beitrag einmal auf Herz und Nieren geprüft.
Der Inhalt im Überblick
Google Chrome weiterhin der meistgenutzte Browser
Im weltweiten Vergleich ist Google Chrome der mit Abstand am meisten genutzte Browser. Laut Statista lag Google Chrome mit 36,31 Prozent im Januar dieses Jahres ganz weit vorne. Selbst die neueste Version des Browsers (Google Chrome 132.0) kam bereits auf knapp 10 Prozent und stand damit auf Platz 2. Auf den weiteren Plätzen folgen dann Mozilla Firefox und Microsoft Edge.
Interessant ist dabei der Blick auf Deutschland. Auch hier ergibt sich ein klarer Vorsprung für Google Chrome. Es ist einerseits überraschend, dass Chrome sogar in Deutschland – einem Land, in dem die Menschen für das Thema Datenschutz eher sensibilisiert sind – der meistgenutzte Browser ist. Andererseits ist Google generell und in vielerlei Hinsicht einer der größten Datenkraken unserer Zeit. Google bietet neben der Suchmaschine viele weitere Dienste für Unternehmen und Endverbraucher an. Fast jeder nutzt die Google Cloud zum Speichern von Fotos oder Dokumenten. Und ein Leben ohne Google Maps ist praktisch nicht mehr vorstellbar. Es lohnt es sich also definitiv, sich auch den Internetbrowser genauer anzuschauen.
Datenschutz bei Google Chrome: Statt Third-, First-Party-Tracking
Google ist in Sachen Privatsphäre und Datenschutz jedoch nicht untätig. Das Unternehmen hatte bereits 2023 angekündigt, die Unterstützung für sogenannte Third-Party-Cookies zu beenden, um damit den Usern mehr Privatsphäre beim Surfen zu ermöglichen. Third-Party-Cookies sind ein elementarer Bestandteil von Werbung im Internet. Diese Cookies werden von Drittanbietern so gesetzt, dass das Surfverhalten von Usern über mehrere Webseiten hinweg getrackt werden kann. Im Gegensatz dazu stehen First-Party-Cookies, welche vom Webseitenbetreiber selbst gesetzt werden und im Regelfall für die Performance der Website wichtig sind.
Stattdessen soll das Projekt namens „Privacy Sandbox“ Abhilfe schaffen. Allerdings findet ein Tracking des Nutzerverhaltens weiter statt. Denn auch wenn keine Drittanbieter-Cookies mehr gesetzt werden würden, hätte sich das Problem bloß verlagert. Das Tracking wird dann eben direkt im Browser vorgenommen. Mit der Sandbox-Funktion analysiert Google Chrome den Browserverlauf und leitet diese Informationen an Werbetreibende weiter. Google selbst sieht darin eine Verbesserung für die Verbraucher, da das Surfverhalten nunmehr auf den Endgeräten der Betroffenen und nicht mehr auf den Servern der Werbetreibenden ausgewertet werden würde.
Inwiefern dieses Argument plausibel ist, erscheint eher unklar. Denn Nutzerinnen und Nutzern dürfte herzlich egal sein, wo und wie sie getrackt werden. Ein echter Fortschritt in Sachen Datenschutz ist hier auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Zwar hat Google sein Projekt offiziell bislang nicht umgesetzt. Der jüngste Leak bei Google lässt aber erahnen, dass Google entgegen eigenen Beteuerungen das Klick-Verhalten der Nutzer im Browser bereits seit geraumer Zeit auswertet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Google Chrome schränkt mit Manifest V2 Umfang von Werbeblocker ein
Es gibt aus Sicht des Datenschutzes viele gute Gründe, Werbung im Internet zu blockieren. Die Daten und Spuren, die wir tagtäglich im Internet hinterlassen, werden nicht nur für herkömmliche Werbung gebraucht. Mittels des sogenannten „Malvertisings“ kann der eigene Browser als Einfallstor für Phishing-Attacken oder Schadsoftware missbraucht werden. Und je mehr Informationen wir von uns preisgeben, desto eher können wir auf Meinungsmache und andere Formen der Manipulationen hereinfallen. Das gilt sicherlich umso mehr in der aktuellen Zeit, die u. a. vom Wahlkampf bestimmt wird. Anti-Tracking-Tools oder Tracking-Blocker im Browser können dabei weiterhelfen.
Zu Googles bewährter Praxis passte natürlich auch die Ankündigung Ende letzten Jahres, die Manifest-V2-Erweiterungen nach und nach nicht mehr zu unterstützen. Diese Erweiterung ermöglicht es Webseitenbesuchern grundsätzlich, die Funktionalität und das Verhalten von Chrome auf individuelle Bedürfnisse anzupassen. Mit der angekündigten Änderung dürften die Wirkungen von Anti-Tracking-Tools wie zum Beispiel uBlock deutlich eingegrenzt werden.
Welche Datenschutzeinstellungen kann man in Google Chrome noch ändern?
Allerdings ist es tatsächlich möglich, in Google Chrome eigene Einstellungen zum Datenschutz vorzunehmen. In dem Privacy Guide erfahren Nutzer laut Google zudem, welche Einstellungen und Funktionen welchen Einfluss und welche Auswirkung auf die Datenverarbeitung und -nutzung in Chrome haben. Die aus unserer Sicht wichtigsten und sinnvollsten Settings sind:
- Drittanbieter-Cookies blockieren
- Deaktivieren von Informationen bezüglich Werbeanzeigen
- Festlegen, welche Informationen Webseiten nutzen und anzeigen dürfen (z. B. Standort oder Kamera)
- Safe Browsing: Standardschutz oder Erweitertes Safe Browsing (letzteres setzt aber gesendete Browserdaten an Google voraus)
- Passwort-Manager: Verwalten von Passwörtern auf verschiedenen Geräten
Zudem können Chrome-Nutzer im Reiter „Daten und Datenschutz“ die Verknüpfung mehrerer Google-Dienste untereinander abwählen, um eine (hoffentlich) datensparsame Verwendung zu ermöglichen.
Welche datenschutzfreundlichen Alternativen gibt zu Chrome?
Datenschutz und Datensicherheit sind also wichtige Komponenten bei der Auswahl des geeigneten Browsers. Der Schutz vor Phishing-Webseiten, kein Weiterverkauf von Daten an Werbetreibende oder die Blockierung von Werbung als Standardeinstellung sind dabei nur die wichtigsten Aspekte. Vor allem bei letzterem ist Google Chrome nicht gerade vorbildlich.
Als weitgehend datenschutzfreundliche Alternative zu Chrome hat sich unter den bekannteren Anbietern inzwischen Mozilla Firefox etabliert, sicherlich auch auf Grund einer relativ hohen Webseiten-Kompatibilität. Auch Brave als Open-Source-Webbrowser sticht mit datenschutzfreundlichen Voreinstellungen heraus. Dagegen sind Opera nach dem Verkauf an ein chinesisches Konsortium oder auch Microsoft Edge als Browser eines der anderen Datenkraken schlechthin eher mit Vorsicht zu genießen.
Entscheidend sind die Einstellungen
Im Ergebnis kann man feststellen, dass Google Chrome zwar kein besonders datenschutzfreundlicher Browser ist. Es ist aber möglich, mit den „richtigen“ Einstellungen für mehr Privatsphäre zu sorgen. Natürlich können Zweifel, ob der Browser möglicherweise doch mehr Daten sammelt, als man eingestellt hat, nicht ganz ausgeräumt werden. Datenleaks und sonstige Skandale geben sich bei Google quasi die Klinke in die Hand. Auch das Problem des Trackings scheint sich bei Google nur zu verlagern. Schließlich ist kaum vorstellbar, dass das Unternehmen auf seine Haupteinnahmequelle für Werbung ohne Weiteres verzichten möchte. Am Ende muss daher jeder selbst entscheiden, ob und inwiefern man Google Chrome nutzt und den Datenkraken weiter füttert.
Besonders praktisch am Brave-Browser finde ich, dass er Werbeunterbrechungen in Youtube gleich ganz ausschaltet …
Der Brave-Browser hat allerdings eine etwas … „turbulente“ Vergangenheit, siehe unter „Controversies“ im englischen Wikipedia-Artikel (Einfügen von Links ist hier nicht erlaubt). Das ist jetzt zwar schon mindestens ein Jahr seit dem letzten Vorfall her, scheint aber häufiger mal zu passieren. Liest man sich die Kommentare z. B. auf Reddit so durch, scheint ein sicherer Betrieb nur dann gewährleistet zu sein, wenn man sich durch die Einstellungen wühlt.
Firefox & Co. (z. B. den neuerdings gehypten Zen-Browser), der im Artikel auch empfohlen wird, halte ich aus Privacy-Sicht für die besseren Varianten.