Zum Inhalt springen Zur Navigation springen
Distanztracker gegen Corona: Mit Abstand, aber ohne Verstand

Distanztracker gegen Corona: Mit Abstand, aber ohne Verstand

Die Corona-Pandemie scheint Kreativität zu fördern: Nicht nur Politiker lassen sich ständig (teils abstruse) Maßnahmen einfallen, auch die Privatwirtschaft entwickelt zunehmend neue Lösungen. Im Club, in der Schule oder am Arbeitsplatz, überall besteht Infektionsgefahr. Abstand heißt das Zauberwort. Aber sind Abstandsmesser tatsächlich die Lösung? Nein, sage ich. Wir brauchen Eigenverantwortung und gesunden Menschenverstand. Ein Kommentar.

Abstand messen per „Fußfessel“

Corona hat uns verändert. War im Jahre 1 v. C. (vor Corona) der Besuch eines Clubs am Wochenende für unzählige junge Menschen noch Usus, wissen diese heute schon gar nicht mehr, wie sich das so angefühlt hat: aneinandergedrängt, verschwitzt und dicht. In Stuttgart will man nun neue Wege beschreiten, um endlich wieder in die Disco-Normalität zurückkehren zu können. Der Stuttgarter Gemeinderat hat am 17. Juni 2021 für ein Distanztracker-Projekt in Clubs gestimmt.

Wenn sich die Diskotheken und andere Institutionen der Jugendkultur für die Teilnahme am Projekt entscheiden, teilen diese künftig Tracker im Schlüsselanhängerformat aus. Ob auf der Tanzfläche, im Flur, an der Bar oder auf der Toilette – der Clubbetreiber weiß Bescheid. Natürlich auch die (Corona-) Forscher, die das Projekt ins Leben gerufen haben. Im Namen der Wissenschaft und so, denn damit lasse sich herausfinden, wie Veranstalter Hygienekonzepte auch bei höheren Inzidenzen verbessern könnten.

Kommen sich Besucher zu nahe, fängt das Ding an zu piepen oder vibriert. Befinden sich zu viele Menschen an einem Ort, erscheint die Security. Sollte sich jemand infizieren, helfen die Daten, Kontaktpersonen aufzufinden. Yeah, endlich wieder Party! Ja. Aber will ich dabei tatsächlich von einem Abstandsmesser kontrolliert werden?

Die Konkurrenz schläft nicht

So einzigartig, wie das Stuttgarter Projektteam betont, ist der Distanztracker nicht. In der freien Wirtschaft gibt es derartige Dinger schon fast seit Beginn der Coronakrise. Die Abstandsmessgeräte setzen entweder auf Bluetooth (z.B. die Corona-Warn-App) oder auf die exaktere Ultra-Breitband-Technologie (so auch im Fall Stuttgart). Man kann sie umhängen, in der Hosentasche oder am Arm tragen. Die vibrierenden, leuchtenden, blinkenden und Alarmtöne abgebenden Teile nennen sich beispielsweise SafeZone, Corona-Abstandswarner oder Safedi (Schleich di wäre meine passende bayrische Antwort dazu).

SafeZone wird bereits im Profi-Basketball und Football in den USA eingesetzt. Aber auch in Deutschland z. B. beim Bundesliga-Fußball (nur nicht beim Training oder Spielen). Auch Arbeitgeber vieler Unternehmen hierzulande sind bereits auf den Geschmack gekommen.

Zumindest ein Arbeitgeber hat versucht, Abstände mittels Videoüberwachung zu messen. Dieser ist jedoch infolge der Missachtung von Mitbestimmungsrechten des Betriebsrats vor dem Arbeitsgericht Wesel (Beschluss v. 24. April 2020, Az. 2 BVGa 4/20) gescheitert. Allerdings deutete das Gericht an, dass auf mildere Mittel anstelle einer videoüberwachten Abstandsmessung zurückgegriffen hätte werden können. Von Bodenmarkierungen und Absperrungen scheint der Arbeitgeber noch nie was gehört zu haben.

Zum Distanzmessen zwischen zwei Personen gibt es noch ganz andere Wege: Wie wäre es mit einer Abstandsleuchte? Oder mit einer Corona-Distanz-Weste? Also ein bisschen an Fasching bzw. Karneval erinnert mich das schon. Vielleicht auch an den Gratisbeilage-Schrott aus Kinderzeitschriften. Nur bringen die Abstandsmesser Datenschutz- und Überwachungsrisiken mit sich, kein Konfetti und keine Plastikringe.

Davon sollte man Abstand nehmen

Wenn die Menschen der Vergangenheit an die Zukunft gedacht haben, dürften sie geradezu ins Schwärmen gekommen sein: fliegende Autos, Supergehirne, Weltfrieden. Nichts davon hat sich bisher bewahrheitet. Okay, mit Ausnahme der Supergehirne, die tragen jedoch nicht wir, sondern Computer. Das merkt man: Unter uns tummeln sich Toilettenbrillen ableckende Influencer, es gibt dämliche Hundeohren-Foto-Filter und Geräte, die darauf achten, einen Mindestabstand einzuhalten, obwohl wir dazu auch unseren Grips einschalten könnten. Datenschutz- und Überwachungsrisiko? Ach wo! Guck mal, es blinkt …

Die Mär vom hundertprozentigen Datenschutz

Als ich mir während meiner Recherche die Websites einiger Anbieter von Distanztrackern und Abstandsmessern sowie Nachrichtenartikel durchgelesen habe, war mir nach Lachen zumute. Und nach Weinen. Irgendwie alles gleichzeitig. Von hundert Prozent Datenschutz ist die Rede, von Anonymität sowieso. Beides trifft nicht zu.

Mein Highlight ist ja das hier:

„Die Studie sehe vor, bis zu 3.000 Schüler:innen im Saarland mit Funk-Chips auszustatten. Die Computerchips sollen dabei Kinder mit Warnsignalen zum Abstandhalten animieren, heißt es im Zeitungsbericht. Darüber hinaus sollen die Chips auch anonymisierte Daten erfassen können. Beispielsweise, wer mit wem im Schulgebäude in Kontakt stand.“

Ähnlich merkwürdig sind die Aussagen zum Corona-Abstandswarner:

„Automatische Abstandskontrolle mit dem COVID-Abstandswarner: Völlig anonym und DSGVO-konform. Das Gerät wird im Oberkörperbereich getragen und registriert all jene Nahkontakte im Unternehmen, die zu einer potenziellen Ansteckung führen könnten bzw. zeichnet diese auf, wenn der Sicherheitsabstand zwischen zwei Personen nicht eingehalten wird.

Die Ladestation … dient gleichzeitig auch zur Synchronisierung, d. h. die tagsüber aufgezeichneten Daten werden von den Geräten automatisch in eine Cloud übertragen. Es werden dabei lediglich die Geräte-IDs mit dem jeweiligem Kontaktdatum in ein anonymes digitales Nahkontakt-Tagebuch übertragen. Die Zuordnung der Geräte-IDs zu den Namen einzelner Mitarbeiter kennt nur eine ernannte Vertrauensperson, z. B. der Betriebsarzt oder Betriebsrat!“

Ja, ähm. Nö. Ist die betroffene Person (zumindest über Umwege) identifizierbar, dann handelt es sich bei dem Datum um ein personenbezogenes Datum, siehe Art. 4 Nr. 1 DSGVO. Damit ist die Geräte-ID, die mit dem Namen des Mitarbeiters verknüpft ist, ein personenbezogenes Datum und die Technik funktioniert nicht anonym, sondern pseudonym.

Doch der Corona-Abstandswarner legt noch einen drauf:

„Sobald ein positives Testergebnis durch einen internen oder extern durchgeführten Test eines Mitarbeiters vorliegt, können dessen Kontakte innerhalb des Unternehmens / der Organisation bis zu 14 Tage zurück durch die ernannte Vertrauensperson online ausgewertet werden.“

Sehr schön. Irgendein von meinem Arbeitgeber festgelegter Typ (möglicherweise der Geschäftsführer) guckt dann einfach mal in die Cloud und schaut, wen ich so getroffen hab. Wie wird die Beschränkung auf positive Tests umgesetzt? Keine Ahnung. Kann man vielleicht ständig ohne Einschränkung nachverfolgen, wer wen innerhalb von zwei Wochen getroffen hat?

Die SafeZone-Basisversion dient allein der Warnung bzw. dem Alarm bei Unterschreiten des Mindestabstands. Wenn man zusätzlich Kontakte nachverfolgen möchte, muss man sich für die erweiterte Version entscheiden. Auf der Website heißt es:

„Das Wearable lässt sich um eine Tracing-Software erweitern. Diese ermöglicht es, relevante Daten zu kritischen Kontakten zu speichern und datenschutzkonform durch eine betrieblich autorisierte Person … nachzuverfolgen. So las­sen sich im Fal­le einer Infek­ti­ons­mel­dung poten­ti­el­le Anste­ckungsfäl­le anhand der betrof­fe­nen Sen­­sor-IDs und ver­schie­de­nen Fil­ter­op­tio­nen effi­zi­ent und in nur weni­gen Minu­ten iden­ti­fi­zie­ren. … Inte­grie­ren Sie KIN­EXON Safe­Zo­ne zudem direkt in Ihre bestehen­de IT-Infra­struk­tur (On-Pre­mi­se oder in der Cloud unse­res Part­ners AWS) und erhal­ten Sie damit kom­for­ta­blen Direkt­zu­griff auf die Applikation.“

Das Stuttgarter Projekt verspricht zwar nichts, was es nicht halten kann, will aber in der Kontaktpersonenverfolgung voraussichtlich mit der Luca-App zusammenarbeiten. Diese ist nicht gerade ein Datenschutz-Unschuldslamm. Zumindest steht sie seit Monaten in der Kritik.   

Ab in die Tonne?

Ich glaube keine Sekunde lang, dass das Abstandsmesserding im Club zum Hit wird. Wer geht denn Tanzen, wenn er dabei mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen einhalten muss? Nein danke, kein Bock auf peinliches Kinderdisco-Feeling. Club-Besucher wollen einander kennenlernen, quatschen, sich küssen – keine Chance bei lauter Musik und Distanz.

Ach ja, es gibt auch noch den Alkohol. Nach zwei Touchdowns und ein paar Tequila liegt das Gerät am Boden oder noch schlimmer, in der Toilettenschüssel. Selbst wenn die Träger nüchtern genug sind, um das Ding nicht zu versenken, werden sie es wohl einfach ignorieren. Das Piepen merkt inmitten des dröhnenden Basses eh keiner. Und wenn die Security tatsächlich auftauchen sollte, weil zu viele Leute aufeinander hocken, dann verlagern die Party People ihre Feier einfach mal auf die Straße vor dem Club. Wird sicher nicht lange dauern, dann pfeift die Security auf Abstandskontrolle. Zumindest Stuttgart lässt sich diesen Flop einiges kosten: Fast 500.000 Euro. Damit hätte man auch Luftfilteranlagen bestellen können, aber um das zu checken, darf man wohl kein Politiker sein.

Lustig stelle ich mir das in Schulen vor: Die Kinder werden ermahnt, auf ihren Plätzen zu bleiben, Masken zu tragen, im Pausenhof einander nicht zu nahe zu kommen. Mit Abstandsmessern ist das gut zu regeln. Aber im Schulsport? Wird der dann verboten – oder legen sie das Gerät einfach währenddessen ab?

Absoluten Schutz gibt es nicht

Ob nun Disco, Büro oder Klassenzimmer: Aerosolen kann man nicht immer entgehen. Die schweben auch in der Luft, wenn der Verteiler längst weg ist. Der Abstandsmesser würde also gar nicht erst klingeln und man wägt sich in falscher Sicherheit. Was tun? Fenster aufreißen wäre eine Möglichkeit, Corona-Selbsttests eine andere. Wer sich krank fühlt, hat in der Arbeit sowieso nichts zu suchen.  Gefordert ist gesunder Menschenverstand, kein Gadget, mit welchem wir uns der Natur überlegen fühlen. Das hat schon bei der Titanic nicht funktioniert. Also, Augen auf: Eisberg, äh, Aerosolwolke voraus!

Man reicht den kleinen Finger …

… und irgendeiner nimmt bestimmt bald die ganze Hand. Abstandsmesstechnik weckt sicherlich einige Begehrlichkeiten. Ich denke da an den Straßenverkehr. Wieso sollte sich die Polizei auch weiterhin ins Gras hocken zum Distanzmessen oder Geräte an Brücken installieren lassen? So ein Ding kann man doch gleich in das Auto integrieren. Am besten noch in Verbindung mit automatischem Stau- und Ampelscanner, sodass er lediglich bei Dränglern wild anfängt zu piepen.

Gedränge bei einer Demo? Kein Problem, der Abstandsmesser wird zur Auflage. Hilft auch gut bei der Identifikation der Teilnehmer. Endlich hat die Videoüberwachung mitsamt Gesichtserkennungssoftware keine anderen störenden Gesichter mehr im Bild.

Spuckt die zum Messgerät gehörende Software dann auch noch Kontaktlisten aus, befinden wir uns vollständig auf dem falschen Dampfer. Mühevolle Recherchen sind dann nicht mehr notwendig, denn hast du einen, hast du sie alle!

Wie wäre es mit Eigenverantwortung?

Was ich bei dieser ganzen Corona-Maßnahmen-Diskussion vermisse, ist die Eigenverantwortung. Lässt man mal die Kinder außen vor, sind wir doch erwachsene Leute. Müssen wir tatsächlich mit einem Abstandsmessgerät um den Hals herumlaufen, das uns daran erinnert, den Mindestabstand einzuhalten? Was will das Ding schon tun, wenn man es ignoriert? Tauchen da Laserschwerter aus dem Nichts auf, die einander trennen? Verteilt es Stromstöße? Oder schlimmer noch, poppt beim Chef ein Fenster auf, das „Alarm, Alarm“ schreit?

Von Erwachsenen kann man ein Mindestmaß an Vernunft verlangen. Heißt: Abstandhalten, wenn zumindest einer der Parteien das möchte. Es ist ja nicht zu viel verlangt, den Mund aufzumachen und zu sagen, dass man lieber etwas Abstand haben will. Oder aber man denkt mit und macht den ersten Schritt (zurück). Kein Mensch braucht mehr Tamagotchis. Vor allem, wenn sie nicht wie früher, gefüttert werden wollen, sondern jetzt sogar noch Vorschriften machen.

Ich verstehe ja, dass Arbeitgeber ihrer Fürsorgepflicht nachkommen und Lehrer ihre Schüler schützen möchten. Doch sinnloser Aktionismus hilft da nicht weiter. Klärt eure Kollegen, Mitarbeiter, Mitschüler auf, verdammt. Bringt euren Kindern Respekt und Manieren bei. Händewachen. In die Armbeuge husten. Normale Hygiene. Aber was weiß ich schon. In Zeiten, in denen die jugendlichen Erfinderinnen von Abstandsmessern für Kita-Kinder „Jugend forscht“ gewinnen, besinnt man sich wohl nur noch selten auf den gesunden Menschenverstand.

Das ist einfach lächerlich

Ganz ehrlich, man kommt sich doch mittlerweile vor wie im Kasperletheater. Ja, Covid-19 ist absoluter Mist. Und ja, ich nehme die Erkrankung ernst. Aber sollen wir jetzt alle isoliert durch die Gegend laufen? Jeder in seiner eigenen Bubble, zwar frei von irgendwelchen Aerosolen, allerdings auch einsam, deprimiert? Klar, ich übertreibe. Noch.

Wenn chinesischen Kindern lustige Abstandsmesser-Hüte aufgesetzt werden und eigens für die Abstandskontrolle eingestellte Mitarbeiter durch Singapur marschieren (Social Distancing Ambassadors), weiß ich nicht so recht, an wessen Verstand ich zweifeln soll: an meinem oder an dem desjenigen, der sich das ausgedacht hat? Wir wünschen uns alle etwas Normalität zurück, eine Welt ohne Corona. Nur wird es die nicht geben, das Virus bleibt. Naja, vielleicht verschwinden die Viren freiwillig, wenn sie sich angesichts verrückter Abstandsmessversuche vor Lachen nicht mehr einkriegen.


Dieser Beitrag ist ein Kommentar und spiegelt daher die persönliche Meinung der Autorin / des Autors wider. Diese muss nicht mit der Meinung des Herausgebers oder seiner Mitarbeitenden übereinstimmen.

Informieren Sie sich über unsere praxisnahen Webinare
  • »Microsoft 365 sicher gestalten«
  • »Informationspflichten nach DSGVO«
  • »Auftragsverarbeitung in der Praxis«
  • »DSGVO-konformes Löschen«
  • »IT-Notfall Ransomware«
  • »Bewerber- und Beschäftigtendatenschutz«
Webinare entdecken
Mit dem Code „Webinar2024B“ erhalten Sie 10% Rabatt, gültig bis zum 30.06.2024.
Beitrag kommentieren
Fehler entdeckt oder Themenvorschlag? Kontaktieren Sie uns anonym hier.
  • Sehr schöner Kommentar, vor allem der letzte Satz :-))
    Leider haben Politik und Medien ziemlich früh auf Angstmache, Panik und einseitige Meinung gesetzt und sie tun es noch. Vereinzelt veröffentlichen einige Medien jetzt mal einen kritischen Artikel, aber der ist nach einem Tag wieder vergessen. 10 Artikel die Angst machen – 1 Artikel der Hoffnung macht – finde den Fehler.
    Und nach 18 Monaten hat sich der „Panikmodus“ in den meisten Menschen festgesetzt, da hat sich leider der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet und den Ein-Schalter finden viele nicht mehr.
    Ich weiß, es ist ein politisch sehr brisantes Thema, aber auch spiegelt sich die Entwicklung unserer Gesellschaft wieder – es wird nur noch schwarz/weiß gedacht – leider. Die die im Panikmodus sind und die völlig Abgedrehten. Und die „Normalen“ sagen nichts mehr, weil sie nicht in eine Ecke mit den anderen gestellt werden wollen.
    Aber ich bin froh, dass es noch Artikel wie diesen gibt. Es müssten mehr sein und auch die großen Medien sollten sich mehr trauen.
    Warten wir ab, was noch alles kommt – ob es gt wird, hängt von uns ab.
    Schönes Wochenende euch allen :-)

  • Danke, BIANCA PETTINGER, für diesen wieder einmal sehr treffenden Artikel! Ich weiß nicht, was der Grund für den weniger werdenden gesunden Menschenverstand ist ? … die zunehmende Bequemlichkeit oder die dominierende Fremdbestimmung / Mediensteuerung. Der Mensch als Individuum – gilt das noch? Oder degradiert sich die Menschheit immer mehr zu einer homogen gesteuerten Masse, die man (die Frage dabei ist, wer oder was ist „man“ ?) in jede beliebige Richtung lenken kann? Mein Apell: jeder Einzelne ist gefragt, die Eigenverantwortung nicht komplett aus der Hand zu geben!

    • Vielen Dank für Ihr Lob, ich freue mich sehr darüber. Ich denke, die Mehrheit der Menschen möchte einfach ein Leben ohne Sorgen haben. Wer sich mit etwas beschäftigt, was potentiell zu Problemen/Ärger/Sorgen und Ängsten führen kann, lässt es vielleicht eher bleiben. So nach dem Motto: Schließ ich die Augen, ist es weg. Oder gleich nach Art des Vogel Strauß, ab mit dem Kopf in den Sand.

      Je öfter man das macht, desto mehr geht das in Fleisch und Blut über. Es wird zur Routine. Das ist kein Vorwurf, ich kann das irgendwo auch verstehen. Es ist Selbstschutz. Dazu kommt natürlich, dass es bequem ist, Dinge einfach hinzunehmen, sich nicht damit auseinanderzusetzen. Werden dann noch immer dieselben Medien konsumiert, die einem in seiner Problemflucht bestätigen und eine heile Welt versprechen, ist man in der Spirale gefangen.

      Mittlerweile ist Kritik ja schon verpönt. Man hat den Eindruck, nur noch Ja und Amen sagen zu dürfen. Aber berechtigte Kritik ist wichtig. Wissenschaft, Recht, Religion, Politik, etc., das alles lebt von Theorien, Verifikation, Falsifikation, einem Hinterfragen, Nachdenken. Kritik ist nicht immer richtig. Sie muss aber erlaubt sein.

      Kritik ist für manche aber auch gefährlich, nämlich immer dann, wenn sie den eigenen Interessen zuwider läuft. Nicht umsonst braucht derjenige, der die Wahrheit sagt, ein schnelles Pferd. Deswegen wird Kritik häufig schon im Keime erstickt. Sie wird uns abtrainiert, indem (legitime) Kritiker verunglimpft werden. Ich rede hier nicht von dubiosen Bill-Gates-Verschwörungstheoretikern, sondern von ganz normalen Menschen, die sich bevormundet vorkommen und die Welt nicht mehr verstehen. Ich möchte das nicht hinnehmen. Aus diesem Grund schreibe ich meine Artikel.

Die von Ihnen verfassten Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern erst nach Prüfung und Freigabe durch unseren Administrator. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzerklärung.