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Mastercard und Visa verbieten angeblich Zahlungen an VPN-Provider

Mastercard und Visa verbieten angeblich Zahlungen an VPN-Provider

In der letzten Woche berichteten diverse Medien von einem interessanten Vorgang im Zusammenhang mit VPN-Providern. Angeblich haben Visa und Mastercard den schwedischen Finanzdienstleister Payson angewiesen, keine Zahlungen mehr für VPN- und Anonymisierungsdienste zu verarbeiten. Betroffen sind davon eine ganze Reihe von bekannten Diensten wie Anonine, Mullvad, VPNTunnel, Privatvpn und iPredator.

Der Hintergrund von VPN- und Anonymisierungsdiensten

VPN steht für Virtual Private Network und stellt einen verschlüsselten Tunnel durch das Internet dar, dessen Inhalt für Dritte praktisch nicht einzusehen ist.

Die Webseite der „Zeit“ erklärt das sehr anschaulich:

„Das Prinzip des VPN: Über eine verschlüsselte Verbindung, Tunnel genannt, schickt der Internetnutzer seine Anfrage an den Server des VPN-Provider. Der leitet diese Anfrage an die Zielseite im Internet weiter, verpasst dem Nutzer dabei aber eine neue, anonyme IP-Adresse. Der große Vorteil: Alles, was von meinem Rechner abgeht, steckt in diesem sicheren Tunnel und ist von außen nicht einsehbar – Passwörter oder die Adresse eines Firmen-Intranets zum Beispiel.“

Ein VPN-Dienstleister sorgt also dafür, dass das Nachverfolgen eines einzelnen Internetnutzers sehr viel schwieriger wird. Dies betrifft sowohl staatliche Stellen, die Internetnutzer ausforschen wollen (z.B. Prism), aber auch Rechteinhaber, die eine Urheberrechtsverletzung aufklären und ahnden wollen.

Der Fall „Payson“

VPN-Dienstleister bieten ihre Dienste nicht immer kostenlos an. Die anfallenden Entgelte können dabei  auf verschiedenen Wegen bezahlt werden. Üblich sind neben Bitcoins und Prepaid-Karten auch Zahlungen per Kreditkarte.

Der Finanzdienstleister Payson hat jetzt seine Nutzungsbedingungen geändert und leitet keine Kreditkartenzahlungen mehr an VPN-Anbieter weiter.

“Payson has restrictions against anonymization (including VPN services). As a result Payson can unfortunately no longer give your customers the option to finance payments via their cards (VISA or MasterCard).”

Es gibt verschiedene Schilderungen, aus welchem Grund diese Änderung erfolgte. Sind wirklich Visa und Mastercard dafür verantwortlich?

Verbot durch Visa und Mastercard ?

Zunächst waren sich alle Medienberichte einig, dass das Zahlungsverbot auf Visa und Mastercard zurückgeht.

Spiegel online schrieb beispielsweise:

„Auf telefonische Anfrage habe Payson bestätigt, dies sei auf die ‚dringende Aufforderung‘ von Visa und Mastercard hin geschehen.“

Inzwischen haben jedoch beide Unternehmen die Vorwürfe zurück gewiesen.

Mastercard:

„Das VPN-Akzeptanz-Thema ist nicht Ergebnis einer Mastercard Entscheidung. Etwaige Fragen für den Anlass sollten direkt an Payson gerichtet werden.“

Auch Visa erklärte, man sei weder „in die Entscheidung eingebunden“ gewesen, noch habe man „Payson oder anderen Firmen solche Anweisungen gegeben“.

Die Folgen

Unabhängig von dem Verursacher kommt die Nachricht zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Im Zuge von Prism und Tempora wächst in der Bevölkerung die Sensibilität für vertrauliche Kommunikation. VPN- und Anonymisierungsdienste sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung und weniger Überwachung im Internet.

Diese Ziele können aber nur erreicht werden, wenn die technischen Mittel auch dem durchschnittlichen Internetnutzer unkompliziert zur Verfügung stehen. Mit dem Zahlungsverbot für Visa und Mastercard wird die Nutzung leider deutlich erschwert.

Im Ergebnis ist es dabei völlig egal, ob das Zahlungsverbot durch die Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen oder durch Druck von staatlichen Überwachungsbehörden entstanden ist. Die Dienste sind massiv beeinträchtigt. Für uns alle wird es also wieder ein Stück mühsamer, unsere Kommunikation zu schützen.

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  • Niemand, der ernsthaft die eigene Privatsphäre schützen will, wird auf VPN-Dienste vertrauen.

    VPN ist als Anonymisierungsdienst ungeeignet. Der VPN-Provider kann alles mitlesen und die Webseitenbetreiber und andere Lauscher können einzelne Nutzer trotz „anonymer“ IP-Adresse unterscheiden und wiedererkennen.

    Die IP-Adresse ist nicht das einzige Identifikationsmerkmal, das für Tracking und Deanonymisierung der Nutzer verwendet wird.

    Wer das Internet wirklich angemessen anonym nutzen möchte, für den gibt es derzeit nur zwei gute Optionen:

    Tor (https://www.torproject.org)
    JonDonym (https://www.anonym-surfen.de)

  • Vielen Dank für Ihren Beitrag.

    Natürlich stellt ein VPN-Dienst nicht die einzige und wahrscheinlich auch nicht die beste Möglichkeit dar, die Selbstbestimmung im Internet zu erhöhen. Trotz aller Schwächen bietet die Zwischenschaltung eines weiteren Anbieters aber immerhin eine weitere Hürde auf dem Weg, den Nutzer konkret zu identifizieren. Auf eine andere Möglichkeit zur Erhöhung der Anonymität haben wir zum Beispiel in unserem Beitrag zum Onion-Pi-Router hingewiesen:
    https://www.dr-datenschutz.de/onion-pi-ein-erster-ansatz-gegen-prism-und-tempora/

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