Dass Unternehmen und Behörden jeden Tag eine unheimliche Menge an Daten über uns sammeln, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Der Grünen-Politiker Malte Spitz hat sich die Mühe gemacht, herauszufinden, welche Datenspuren er im Alltag hinterlässt.
Der Inhalt im Überblick
Mit Mobilfunkdaten fing es an
Der Netzaktivist und Grünen-Politiker hatte erstmals 2009 für Aufsehen gesorgt, als er die Deutsche Telekom auf Herausgabe seiner Telekommunikationsverkehrsdaten verklagte. Die Daten wurden ihm im Rahmen eines Vergleichs überlassen und von der Agentur Open DataCity in eine interaktive Grafik eingepflegt, die 2011 auf Zeit Online veröffentlicht wurde. Es entstand ein Bewegungsprofil über 6 Monate, über das sogar auf der Titelseite der New York Times berichtet wurde.
Sammelwut im Alltag
Anschließend wollte er wissen, wer außer seinem Telefonanbieter noch Daten über ihn sammelt und machte sich daran, Auskunftsersuchen an Behörden und Unternehmen zu schicken. Wieder kam Erstaunliches zu Tage: Selbst die alltäglichsten Vorgänge wie Bestellung von Büchern oder CDs, ein Arztbesuch, Verspätungen bei der Bahn oder die Beantragung einer Kreditkarte hinterlassen tiefe Spuren, die auch Jahre später noch gefunden werden.
Dabei geht Malte Spitz davon aus, dass ihn Unternehmen und Behörden längst nicht alles offenbart haben, was sie über Ihn gespeichert haben.
Infografik und Buch
Die Ergebnisse seiner Recherche sind wieder in eine Infografik eingeflossen, die gut veranschaulicht, in welchem Umfang Behörden und Unternehmen unseren Alltag in ihren Datenbanken festhalten. Die Erfahrungen bei der Recherche schildert er in seinem Buch „Was macht ihr mit meinen Daten?“. Peter Schaar, ehemaliger Bundesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit zum Buch:
Malte Spitz unternimmt den aufschlussreichen Versuch einer Expedition zu den eigenen Daten. Das Ergebnis: Unternehmen und staatliche Stellen wissen viel mehr über uns, als wir annehmen. Und sie nutzen den Informationsvorsprung. Das Buch ist ein lesenswerter Erfahrungsbericht aus der digitalen Realität und es bietet Ansatzpunkte dafür, wie wir den realen Gefahren der virtuellen Welt begegnen können.
Der Autor widmet das Buch übrigens auch all denen, die glauben, sie hätten nichts zu verbergen.
1. „Die Daten wurden ihm im Rahmen eines Vergleichs überlassen und von der Agentur Open DataCity in eine interaktive Grafik eingepflegt, die 2001 auf Zeit Online veröffentlicht wurde.“
Das soll wohl eher 2011 heißen, nicht?
2. Malte Spitz hat die Buchidee meiner Schwester geklaut! Vor Jahren hat sie hunderte Auskunftsersuchen gestellt und wollte das nicht zu Buche bringen, weil es „ja eh keinen interessiert“. Was für ein Pech.
3. Viele vergessen, dass Handels- und Steuerrecht eine 10-jährige Vorratsdatenspeicherung aller finanzbezogener Daten vorschreiben. Nicht nur Kontoauszüge, alles, was irgendwie mit Geldflüssen zu tun hat, wird 10 Jahre gespeichert. 6 Monate Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsdaten wäre da doch paradiesisch wenig, oder?
4. „Nichts zu verbergen“: Damit kapitulieren die Leute vor der Staatsmacht und geben ihren Status als Bürger ab. Denn diese Leute sagen damit auch, dass sie die Regierung nie durch Kritik und Opposition herausfordern werden und sie deshalb auch nichts zu befürchten hätten (was in der Praxis trotzdem eine falsche Annahme ist). Solche Leute sind Untertanen und haben nicht verstanden, welche Pflicht sie als Bürger in einer Demokratie haben. In einer Demokratie hat nur der Staat vor den Bürgern nichts zu verbergen, nicht anders herum.
Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben das Jahr in 2011 geändert.