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Amazon bezahlt für Überwachung von Smartphones

Amazon bezahlt für Überwachung von Smartphones

Für wenig Geld Daten abgeben. Das ist das neue Angebot, das Amazon einigen seiner Kunden in den USA und Großbritannien dieser Tage macht. Herausgefunden werden soll unter anderem, welche Angebote die Kunden besonders reizt, welche Webseiten und Apps interessant sind und wie lange jemand auf einer Anzeige verharrt. Diese Fragen sind für Konzerne wie Amazon und Co. hoch interessant. Sie sind das digitale Gold für Unternehmen.

Was steckt hinter der Idee?

Ganze zwei Dollar lässt es sich Amazon kosten, um sämtliche Nutzung von Apps und Websites auszuwerten. Dafür hat das Unternehmen Ende November ein Programm mit dem Namen Ad-Verification gestartet. Dieses trackt, wie und wo Kunden auf ihren Smartphones Werbung sehen. Die Frage, die Amazon mit der Dauerbeobachtung beantworten möchte ist, auf welche Werbung die Kunden wirklich klicken. Dafür wird der komplette Datenverkehr auf dem Smartphone via VPN-Verbindung über die Server von Amazon geleitet.

Laut Angaben des Konzerns selbst wird die Teilnahme am Programm Marken helfen, den Teilnehmern bessere Produkte anbieten zu können und die Werbung von Amazon relevanter zu machen. Die Anzeigen sollen besser widerspiegeln, was Kunden auf Amazon gekauft haben. Dabei betont Amazon, dass natürlich der Datenschutz eingehalten werden. Die Teilnehmer hätten die volle Kontrolle über ihre Daten. Wer könnte da noch nein sagen…

Tracken mit Einwilligung

Was ist denn überhaupt Tracking? Tracking bezeichnet die Aufzeichnung und Auswertung von Nutzerverhalten im Onlinebereich. Hierbei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die Bewegungen eines Nutzers auf einer Webseite oder in einer App nachzuvollziehen. Das Tracking ist ein wichtiges Element der Webanalyse und spielt im Online-Marketing eine wichtige Rolle.

Durch das Tracking ist es möglich, das Nutzerverhalten zum Teil bis ins Detail nachzuvollziehen. Auf Grundlage der durch das Tracking ermittelten Nutzerdaten können beispielsweise die Usability einer Website erheblich verbessert und Remarketing-Kampagnen zielgenauer ausgesteuert werden. Es können aber ebenso politische Botschaften oder Desinformationen an Leute ausgespielt werden, die für diese besonders empfänglich sind. Dies steht mittlerweile zu Recht in der Kritik. Es gibt daher immer strengere (Datenschutz-)Gesetze.

Was ist aber, wenn der Nutzer sich explizit dazu bereit erklärt, ein Tracking-„Opfer“ zu sein? Dann spricht tatsächlich wenig bis nichts dagegen. Eine Einwilligung seitens des Nutzers ist sodann gegeben. Solange dann die weiteren datenschutzrechtlichen Anforderungen eingehalten werden, steht einem Tracking nichts entgegen.

Teil eines größeren Programms

Die Methode der Datensammlung auf Freiwilligkeitsbasis ist ferner keine neue Idee. Seit Jahrzehnten begleiten uns Bonusprogramme und -karten wie z.B. Payback an den Supermarktkassen. Auch andere Konzernriesen hatten bereits Programme zur Datensammlung ins Leben gerufen, die sodann jedoch nach gewisser Zeit vom Unternehmen selbst (und auch nach erheblicher Kritik) eingestellt wurden.

Die Werbeauswertung Ad-Verification ist Teil eines bestehenden Amazon-Programms. Bereits seit einer Weile können freiwillige Kunden in Amazons App „Shopper Panel“ kleine Summen in Amazon-Guthaben verdienen, indem sie an Umfragen teilnehmen oder Kassenbons von Einkäufen hochladen.

Das Ad-Verification-Programm ist nun eine zusätzliche Option, die jedoch bislang lediglich Kunden aus den USA und Großbritannien angeboten wird. Eine Teilnahme ist nur auf Einladung möglich. Wie eine Auswahl der Einzuladenden aussieht, dazu wollte sich der Konzern bislang nicht äußern.

Ob die Funktion irgendwann auch für Kunden aus Deutschland angeboten wird, ist nicht bekannt. Wie das dann ist mit der „vollkommen datenschutzkonformen“ Ausgestaltung, bleibt auch abzuwarten. Noch müssen sich die Datenschützer in Deutschland darüber keine ausführlichen Gedanken machen. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass das Programm auch in Zukunft für deutsche Kunden angeboten wird. Daher ist auch zum jetzigen Zeitpunkt ein Blick auf das Programm interessant.

Jeder ist sein eigener Herr

Letztendlich darf jeder Nutzer natürlich selbst entscheiden, wie wichtig ihm Datenschutz und Privatsphäre sind. Empfehlenswert dazu ist aber ein gewisses Verständnis, wie gläsern man sich durch Angaben von persönlichen Daten macht. Leider ist vielen Menschen immer noch nicht bewusst, wie wertvoll ihre Daten für Amazon und Co. sind. Der E-Commerce-Riese weiß das natürlich. Sonst würde er nicht so einen geringen Lohn ausschreiben.

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  • Jeder ist sein eigener Herr. Welch wunderbarer Traum. Der Artikel über die Coronazeit auf diesem Portal hat uns doch gerade eines besseren belehrt. Dazu müsste jeder über die Konsequenzen aufgekärt werden. Nicht mit ermüdenden AGB ähnlichen Schreiben. Die Wenigsten wissen doch, was wirklich ausspioniert wird. Mittlerweile dämmert es, wenn aus den abgehörten Handyś Werbung aus den mitgehörten Gesprächen im Raum ohne Telefonat passend kommt. Dazu machte die Computerzeitung ct Heft6 Jahrg.22 einen Test mit selbsterstellter APP. Ja, man wird abgehört! Jetzt noch dazu für ein paar Silberlinge die Daten, die man nicht bekam oder noch abstimmen muß. Jetzt muß nur noch datenschutzrechtlich geklärt werden, ob Amazon Werbung oder schon das Medikament mir direkt schicken darf, wenn mit Apple festgestellt wird, dass ich übermorgen eine Erkältung habe. Klingt utopisch? Wer weiß den, was die Apps machen. Ich nutze ein Handy ohne Google Account mit Android. Da will ich eine Banking App installieren um bitcoin zu kaufen. Macht der vertraute Shop nicht, da 7 Spione mich dann überwachen. U.a. Amazon; installiert in der App; die App einer Bank. Da ist der zugestimmte Zugriff auf die Kontakte von 1000senden Apps noch kalter Kaffee, den da habe ich zugestimmt um den 1€ zu sparen für eine vernünftige App. Willkommen bei Orwell

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