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Facebook Dating: Love, Likes – und Datenschutz?

Facebook Dating: Love, Likes – und Datenschutz?

Aufgepasst, liebe Social Media-Singles! Facebook bietet seit neuestem auch hierzulande eine Dating Funktion, selbstverständlich nicht ohne Hintergedanken. Unser Datenschutz-Herz lässt dies jedenfalls nicht höherschlagen. Auch Sie sollten einen kühlen Kopf bewahren.

Was lange währt, ist endlich datenschutzrechtlich geklärt?

Dating Apps wie beispielsweise Tinder generieren 200 Millionen Euro Umsatz im Jahr allein in Deutschland. Kein Wunder, dass Facebook davon gerne etwas abhaben möchte. Facebooks Fühler sind nämlich marktorientiert und an Daten interessiert: Bei weltweit mehr als 2,7 Milliarden Mitgliedern dürfte schon der ein oder andere Partnersuchende dabei sein, der freiwillig seine personenbezogenen Daten gegen die Liebe tauscht.

Facebook Dating gibt es bereits seit September 2019. Vor einer Woche startete der Dienst auch bei uns. Dabei wurden der Zusammenführung einsamer Herzen von Seiten der irischen Datenschutzaufsicht zunächst Steine in den Weg gelegt: Die Behörde stellte im Februar dieses Jahres unangenehme Fragen – und Facebook besserte eigenen Angaben zufolge nach. Wie erwartet sollen uns inhaltsleere Floskeln nur darüber hinwegtäuschen, dass der Social Media-Gigant auch vor Flirt-Daten keinen Halt macht.

Irlands Datenschutzaufsicht trägt keine rosarote Brille

Vielleicht sind die Mitarbeiter der irischen Datenschutzaufsichtsbehörde an jenem Tag nur mit dem falschen Fuß aufgestanden, möglicherweise ist mit diesen aber auch einfach nicht gut Kirschen essen: Als die Iren von dem Vorhaben Facebooks erfuhren, war Schluss mit Lustig.

Um vollendete Tatsachen zu schaffen, informierte Facebook die Data Protection Commission (DPC) lediglich zehn Tage vor dem geplanten europäischen Dating-Start, am 03. Februar 2020, über die neue Funktion. Dabei „vergaß“ man, die zugehörigen datenschutzrelevanten Unterlagen einzureichen – wohl in der Hoffnung, die irische Aufsicht verhalte sich wie in der Vergangenheit teilnahmslos und fügsam. Falsch gedacht. Die Behördenmitarbeiter beschafften sich die Dokumente kurzerhand selbst, indem sie eine Hausdurchsuchung in Facebooks EU-Zentrale in Irland durchführten. Das veranlasste das Unternehmen dazu, die Einführung der Love-Funktion vorsichtshalber zu verschieben. Dass aus dem erhofften Valentinstagsgeschäft nichts wurde, hat sich Facebook damit selbst zuzuschreiben.

Facebook auf Kuschelkurs?

Mark Zuckerberg wird sicher nicht zum Kuppler, um Liebe zu verbreiten. Facebook steht auf Datensammelei, auf lukrative Werbekooperationen sowie auf Menschen, die nichts hinterfragen. Der Wolf im Schafspelz gibt nur vor, sich auf Kuschelkurs zu befinden.

Facebook als Datenschützer

Facebook hat es drauf: Trotz datenschutzrechtlich bedenklicher Aktivitäten schafft es das soziale Netzwerk, seinen Nutzerinnen und Nutzern vorzugaukeln, am Datenschutz seiner Mitglieder ernsthaft interessiert zu sein.

So betont Facebook, Dating müsse nicht genutzt werden, außerdem könne man sich jederzeit wieder davon abmelden, ohne den Facebook Account löschen zu müssen. Niemand erfahre von den heimlichen Leidenschaften, weil nichts im News Feed gepostet würde. Wer auf Kontakte seiner eigenen Freundesliste stehe, müsse auch das nicht Gott und der Welt offenbaren, vielmehr erfahre der Schwarm lediglich dann davon, wenn auch er die betroffene Person als „Secret Crush“ markiert habe.

Das Dating-Profil bestehe standardmäßig nur aus Vornamen und Alter, ob man Stories, Fotos und sonstige Angaben des Facebook- oder Instagram-Profils freigebe, liege allein in der Entscheidung des Flirtwilligen. Dating geht auch Corona-konform: Auf Mindestabstände und Masken kann verzichtet werden, indem man über Facebook virtuelle Verabredungen per Videochat durchführt.

Das klingt alles auf den ersten Blick schon mal ganz gut. Wie es zu einem passenden Match kommen soll, wenn man nichts von sich preisgibt, erklärt Facebook allerdings nicht. Daher kann von wahrer Freiwilligkeit wohl eher nicht die Rede sein.

Facebook kennt uns besser, als wir selbst

In unserer schnelllebigen Zeit ist Dating auch nicht mehr das, was es mal war. Wieso sich auch mühsam kennenlernen? Heute findet Facebooks Algorithmus anhand des Flirt-Profils, der Interessen, Veranstaltungen und Gruppenmitgliedschaften heraus, wer wirklich zu dir passt:

„Facebook Dating makes it easier to share your true self and gives you a more authentic look at who someone is.”

Super, wer will denn nicht den wahren Mr. Right oder die wahre Ms. Right finden? Liebe macht blind. Dennoch sollte man laut dem Deutschlandfunk Nova-Reporter Michael Gessat zumindest bedenken:

„Das Matching bei Facebook-Dating greift also auch auf die Infos meines normalen Facebook-Accounts und auf das Profil zu, das Facebook möglicherweise über Jahre von mir aufgebaut hat. Das kann man für eine sehr gute oder auch sehr gruselige Idee halten.“

Nun, sonderlich überrascht bin ich nicht. Facebook verbirgt dies auch nicht – weshalb sollte es auch? Auf jede datenschutzbewusste Person, die Facebook Dating meidet, kommen unzählige andere, die sich unbedacht ins Liebesabenteuer stürzen.

Liebe zu dritt: Du, dein Date und der Werbepartner

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul: Facebook Dating ist nicht umsonst kostenlos. Mit jedem Klick und jedem Like gewinnt Facebook an Informationen, die es nutzt, um an anderer Stelle personalisierte Werbung einfließen zu lassen. Das gibt das soziale Netzwerk auch offen – ganz im Sinne des Transparenzgedankens – zu:

“We may also use your activity in Dating to personalize your experience, including ads you may see, across Facebook Products. The exception to this is your religious views and the gender(s) you are interested in dating, which will not be used to personalize your experience on other Facebook Products.”

Wahnsinn, danke Facebook. Wer es nicht gruselig findet, dass Facebook bei jedem Flirt mitliest, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Sehnsucht aus, Köpfchen an

Für alle datenschutzbewussten Singles da draußen: Das ist nicht das Ende der Welt. Jeder Topf findet seinen Deckel – nur halt dann eben nicht auf Facebook. Manchmal müssen wir selbst auf die Bremse treten und dem Social Media-Giganten einen Riegel vorschieben. Wenn nicht wir, wer dann? Von der irischen Datenschutzaufsicht ist da ja schon mal nichts zu erwarten.

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