Die Resignation scheint eingetreten zu sein. Wir wissen, wir werden beobachtet: online, offline, privat und beruflich. Wir haben uns damit abgefunden, dass der Staat über Elena sammelt, die USA über SWIFT und die EU über… ja, eigentlich alles. SIS, VIS und PNR sind nur einige Beispiele der Sammelleidenschaft der EU. Doch damit ist noch lange nicht genug.
Der Inhalt im Überblick
INDECT
Die bisherigen Überwachungsmetoden scheinen der EU aber noch lange nicht auszureichen. Denn durch das EU-Projekt „INDECT“ sollen die Überwachungsmethoden weiter ausgebaut werden.
INDECT steht für „Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment“, zu deutsch: Intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Erfassung für die Sicherheit von Bürgern in städtischer Umgebung.
Das Projekt will eine Bündelung von Hard- und Software verschiedenster Überwachungstechnologien erreichen. Dabei sollen Computersysteme selbst verdächtiges Verhalten erkennen und melden.
Überwachungsziel, mittel – und wege
Ziel des Projektes ist also wie immer die Sicherheit, die dadurch erreicht werden soll, dass Risiken minimiert und Straftaten vorhergesehen werden sollen. Dem geneigten Betrachter drängt sich hier bereits die Frage auf, wie genau das aber nun wieder funktionieren soll.
Laut Golem.de wird dabei ein globaler Überwachungsansatz verfolgt:
„Softwareagenten sollen das Netz durchforsten, Inhalt von Websites, Foren und Systemen und Verkehrsdaten erfasst werden. Aus den gesammelten Daten sollen dann durch „Beziehungsmining“ die Verhältnisse von Personen untereinander ermittelt und grafisch dargestellt werden. Überwachungsdrohnen sollen den Aufenthaltsort von bewegten Nutzern vorhersagen und die Kontrolle von Überwachungsmaßnahmen unterstützen. Alle gesammelten Erkenntnisse sollen den Polizeibehörden über ein zentrales Portal zur Verfügung gestellt werden.“
Beobachtet werden kann damit also eigentlich alles und jeder und das natürlich immer und überall.
Gläserner Mensch längst Realität
Beschlossen ist das Projekt schon lang. Doch was die Konsequenzen sind, scheint erst jetzt bei den Abgeordneten angekommen zu sein. Denn diese befürchten nun eine totale Überwachung, wie diefreiheitsliebe.de berichtet: denn immerhin könne man so immer weniger Details seines Privatlebens verheimlichen. Und schließlich gäbe es das Recht, unerkannt zu bleiben. So weit, so richtig. Doch es stellt sich im direkten Anschluss die Frage, ob dieses Recht überhaupt noch durchsetzbar ist. Denn immerhin wissen die Abgeordneten selbst kaum, was mit den finanziellen Mitteln für das Projekt überhaupt geschieht.
Kann da ein ordnungsgemäßer Umgang mit den Unmengen an Daten überhaupt gewährleistet sein? Diese Frage stellt sich umso mehr, hat man im Hinterkopf, dass das EU-Parlament Beschäftigte selbst zu gläsernen Menschen macht und vor Einstellung bis auf das letzte Detail ausfragt…
And the Oscar goes to…
Und da wir uns scheinbar längst in der Welt eines George Orwells befinden, ist es nur fair, wenn der „Biggest Brother“ einen Preis erhält. Und so wurden im Jahr 2000 die sogenannten BigBrotherAwards ins Leben gerufen, um auf die Missstände im Bereich Datenschutz aufmerksam zu machen. Hier wird ein „Preis“ an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen.
Genau das Richtige also für das INDECT-Projekt, so dass es niemanden verwundern mag, warum es auch für die BigBrotherAwards nominiert worden ist. Man darf also gespannt sein, wer diesen (sicher weniger) begehrten Preis erhalten wird…